Paris – In Frankreich protestieren mehr als 140 Ökonomen gegen die Ernennung des designierten Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau. Sie befürchten einen Interessenkonflikt, da der 56-Jährige bis vor kurzem noch Top-Manager bei der Privatbank BNP Paribas war. "Es ist eine absolute Illusion zu glauben, dass jemand dem Banksektor dienen kann und einige Monate später mit Unparteilichkeit und totaler Unabhängigkeit dessen Regulierung übernehmen kann", schrieben die Wirtschaftsexperten in der Zeitung "Le Monde" vom Dienstag.

Villeroy de Galhau sei zwar ein hervorragender Banker, sein Werdegang könne aber die Unabhängigkeit der Zentralbank in Frage stellen, kritisierten die Fachleute, darunter Francois Bourguignon, der frühere Chefvolkswirt der Weltbank, und Thomas Piketty, der zuletzt mit einem Buch über die Verteilung von Vermögen für Aufsehen gesorgt hatte.

Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte Villeroy de Galhau zum Nachfolger von Christian Noyer ernannt, der Ende Oktober abtritt. Beide Parlamentskammern müssen dem noch zustimmen. Villeroy de Galhau war im April von der Regierung zudem mit einer Förderinitiative für mehr Investitionen betraut worden und hatte seinen Job bei der Bank nach mehr als einem Jahrzehnt abgegeben.

Bei BNP Paribas war er zuletzt an oberster Stelle für das operative Geschäft mitverantwortlich. Vor dem Wechsel in die Privatwirtschaft 2003 war der Franzose rund 20 Jahre in führender Position für den Staat tätig, meist im Finanzministerium. (APA, 15.9.2015)