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Alexis Tsipras' Mikrofon hält ihn kurzfristig zurück, als er seinem Herausforderer Vangelis Meimarakis von der Nea Dimokratia die Hand schütteln will.

Foto: AP Photo/Lefteris Pitarakis

Antonis Samaras hatte nur Verachtung für ihn übrig, Evangelos Meimarakis nimmt ihn Ernst und wahrt seine Chancen. Der derzeitige Chef der konservativen griechischen Partei Nea Dimokratia parierte beständig die Angriffe von Alexis Tsipras in der Fernsehdebatte am Montagabend und hielt so das Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen offen. Bei den Parlamentswahlen am Sonntag könnte das konservative Establishment nach der Niederlage von Samaras im Jänner wieder zurück an die Macht kommen.

"Sie werden nicht nach Stunden bezahlt", sagte Meimarakis lächelnd zu Tsipras, als dieser wieder auf die lange Nacht von Brüssel mit den Führern der Eurozone zu sprechen kommt. "Sie erzählen uns dauernd von den 17 Stunden. Ein Regierungschef aber wird nach Ergebnissen beurteilt." In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli hatte Tsipras die Bedingungen für ein neues Kreditabkommen akzeptiert, das er nie wollte.

Jung gegen Alt

Zwanzig Jahre und eine ganze Welt trennen den im August zurückgetretenen linken griechischen Ex-Premier Tsipras und den einmal väterlich, dann wieder locker auftretenden Meimarakis. 41 ist der eine, 61 der andere. Tsipras' Angriffslinie heißt jung gegen alt, unverbraucht und unbelastet gegen korrupt und kompromittiert. "Das griechische Volk will einen Premierminister, der ehrlich sein wird", sagt Tsipras in aller Freundlichkeit. Es ist der Abend des Lächelns.

Die zweiten vorgezogenen Neuwahlen in diesem Jahr waren notwendig geworden, nachdem die linksgerichtete Regierungspartei Syriza wegen des neuen Kredit- und Sparabkommens im Juli auseinanderfiel und Tsipras seine Mehrheit im Parlament verlor. Ein neues Regierungsbündnis mit anderen Parteien im alten Parlament wollte der Linkspolitiker nicht suchen. Doch was zunächst als leichte Aufgabe aussah, wandelte sich rasch zu einer riskanten Partie: Allen Umfragen zufolge liegen Syriza und die konservative frühere Regierungspartei Nea Dimokratia gleichauf. Tsipras' Popularität ist dahingeschmolzen, eine Niederlage am nächsten Sonntag, nach nur sieben Monaten Regierungszeit, scheint durchaus möglich.

Zu klein am Schirm

Tsipras schloss gleich zu Beginn der letzten Debatte eine große Koalition mit der Nea Dimokratia aus, zeigte sich aber nunmehr bereit, für ein Bündnis mit Pasok und To Potami – der einst großen sozialistischen Regierungspartei und der noch jungen liberalen Bürgerbewegung. Meimarakis, ein früherer Parlamentspräsident und Verteidigungsminister, pochte immer wieder auf die Schwachstelle in Tsipras' Argumentation: Politikern, die das Kreditabkommen nicht wollten, könne man nicht zutrauen, es umzusetzen. Ob Tsipras denn garantieren könne, das seine Syriza-Abgeordneten künftig Gesetzen zustimmen werde, die der Kreditvertrag verlange, wollte Meimarakis wissen. Tsipras 2 bedeutet nur weiter Chaos und Bankenschließungen, sollten die Griechen an den Bildschirmen verstehen. "Ich will Sie niemals wieder als Premierminister sehen", sagte Meimarakis dem Chef der radikalen Linken ins Gesicht und verlor dann doch für einen Moment seine Fassung: Der Fernsehdirektor solle doch aufhören, Tsipras größer im Bildausschnitt zu zeigen als ihn, Meimarakis. (Markus Bernath, 14.09.2015)