Hart an der Grenze des Körpers: Zhou Bin.

Foto: Zhou Bin

China ist eine Diktatur, an der studiert werden kann, wie gut smarter Totalitarismus und Hyperkapitalismus miteinander spielen können. Und dass die staatliche Unkontrollierbarkeit des Internets ein Märchen ist. Umso wichtiger, wenn es Austausch zwischen chinesischen und europäischen Künstlerinnen und Künstlern gibt: als Kommunikation auf anderer Ebene als der diplomatischen oder der medialen.

Das Aktionslabor PAErsche, ein deutsches Netzwerk für Performancekunst, hat nun acht Kunstschaffende aus China eingeladen, sich mit europäischen Kollegen zu treffen. Ihre sechswöchige Tour unter dem Motto Art of Encountering VI startet bei Im_flieger in Wien, zieht weiter nach Linz (18. und 19.9.) und Basel. Nach Auftritten an verschiedenen Orten in Deutschland ist im belgischen Lüttich Endstation.

In der intimen Location von Im_flieger, der ehemaligen Schokoladenfabrik am Gaudenzdorfer Gürtel, zeigen respektive diskutieren vier der chinesischen Gäste und vier Österreicher ihre Arbeiten. Das sind Zhou Bin, He Chengyao, Feng Weidong und Xiang Xishi sowie Daniel Aschwanden mit Conny Zenk, Jan Machacek, Gertrude Moser-Wagner und Brigitte Wilfling.

He Chengyao, die Frau im chinesischen Kleeblatt, sagt: "I want to show that we are all seeking light in our lives but that it's an illusory thing. You can never catch it. Our destiny is in other people's hands." Sie hat sich sowohl mit der Geisteskrankheit ihrer Mutter auseinandergesetzt, als auch etwa mit einer Nacktperformance auf der chinesischen Mauer heftige Diskussionen provoziert. Feng arbeitet an der "Vergegenständlichung des Körpers", Zhou produziert Langzeitperformances, und Xiang testet den Kontakt mit dem Publikum.

Die Österreicher Aschwanden und Zenk werden an diesem Abend einem "Selfie Shamanism" frönen, Machacek projiziert ein "Shadow Replay" über Mexiko, Moser-Wagner tariert Ost-West-Verhältnisse aus, und Wilfling ist ein zeichnender Körper. (ploe, 14.9.2015)