Sollte nicht noch ein Wunder geschehen oder Joseph S. Blatter selbst der Wiederkandidatur-Teufel reiten, dann kann der Schweizer am 26. Februar 2016 wohl als unbescholtener Mann aus seinem Amt als Präsident des Fußballweltverbandes (Fifa) scheiden. "Das alles ist sehr kompliziert." Vielleicht nicht wortwörtlich, aber dennoch in Sinowatz'scher Manier resümierten nämlich am Montag in Zürich US-Justizministerin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber den Stand der Ermittlungen zu diversen Korruptionsvorwürfen gegen Fifa-Funktionäre. Nicht einmal in der Halbzeit sei man, bemühte Lauber ein ballesterisches Bild. Und Lynch, die in diversen Interviews ihrer Überzeugung Ausdruck verlieh, dass die Fifa bis in ihre Spitze korrupt sei, sprach etwas wolkig nur von der Ausweitung der seit Mai dauernden Ermittlungen und weiteren Anklagen – freilich ohne Namen zu nennen, schon gar nicht jenen des Präsidenten.

Blatter, 79 Jahre alt, wirkt längst nicht mehr wie ein alerter Macher. In seiner Hochzeit aber, also rund um die Jahrtausendwende, in der auch das Gros der mutmaßlichen Malversationen passiert sein soll, war er noch mit allen Wassern gewaschen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass zuletzt ein fragwürdiges Dokument mit seiner Unterschrift auftauchte. Das System Blatter wird mit ihm verschwinden. Dass es aber noch zu seinen Lebzeiten abschließend gerichtet werden kann, ist eher unwahrscheinlich. (Sigi Lützow, 14.9.2015)