Von Rightsizing statt Downsizing spricht Porsche.

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Nach Vorbild 918 Spyder wandert der Fahrmodi-Schalter ins (neue) Lenkrad, für den noch direkteren Zug zum Tor sozusagen.

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Den Saugermotor mit 3,4 Litern Hubraum löst dieser 3,0-Liter-Turbo-6-Zylinder-Boxer ab.

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Leistet dank unterschiedlich großer Lader in der Basisversion 370 PS, im Carrera S 420 PS und kennt vor allem eines nicht: ein Turboloch.

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Das aktive Fahrwerk ist jetzt serienmäßig und hat unter anderem eine schlaue, bei Garageneinfahrten hilfreiche Eigenschaft: Die Schnauze lässt sich 40 mm anheben.

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So lässt man sich den Wiedereintritt in die Atmosphäre gefallen, die Atmosphäre der Arbeit nach absolviertem Sommerurlaub. Porsche! Hockenheimring! Nix wie hin! Worum genau geht es? Das stellt sich schnell heraus, zumal der Termin als "Technik-Workshop 911 Carrera" ausgeschildert ist, wie sich vor Ort herausstellt. Damit sind wir auch schon mittendrin statt nur dabei.

"Evolution im Design, Revolution in der Technik" avisiert Porsche, und in der Tat, es geht quasi um den Antrieb der Evolutionsgeschichte: Im Zuge der über Jahrzehnte hin behutsamen Weiterentwicklung dieses ewig jungen Sportwagenklassikers erfolgt nun eine Zäsur in der Antriebstechnologie. Des Saugers Ende ist fixiert, auch der schönste Tag geht einmal zu Ende, ab 12. Dezember (Österreich-Markstart) beginnt die Umstellung der kompletten 911er-Palette auf Turbo-Triebwerke.

Kein Turboloch

Und wie erste Mitfahrrunden auf dem Hockenheimring zeigten, kennt der neue Motor vor allem eines nicht: Turboloch. Die imposante Leistungsentfaltung spielt sich praktisch vom Drehzahlkeller an ab, Schluss ist bei 7500 Touren, volles Drehmoment gibt es zwischen 1700 und 5000/min.

Mag sein, die Akustik der Maschine wirkt einen Tick bescheidener als beim Sauger, in allen anderen Punkten aber: na servas. Als Carrera S mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe und Sport-Chrono-Paket sprintet er in 3,9 Sekunden von null auf 100 km/h und knackt als erster Carrera-911er die Vier-Sekunden-Marke.

Neues Luftführungssystem

Aufgeladen werden die 370- und die 420-PS-Maschine nach Biturbo-Art, die Mehrleistung verdankt der "S" Turboladern mit geänderten Verdichtern, spezifischer Abgasanlage und speziell abgestimmter Motorsteuerung, und weil die Atmung nicht nur bei Sportlern, sondern auch bei so einem Aggregat enorm wichtig ist (für Verbrennungsluft und Ladeluftkühlung), ersannen die Ingenieure ein neues Luftführungssystem im Heck.

Dazu kommen Schmankerln wie ein neuer Zylinderkopf mit zentralem Injektor und variabler Auslassnockenwelle, reibungsminimierende Eisen-Laufbahnbeschichtung an den Zylinderoberflächen etc. Resultat: fantastische, aber zeitgemäß sparsame Sportmaschine. Normverbrauch Carrera mit PDK: 7,4 l / 100 km, Carrera S: 7,7. Noch Fragen?

Fahrwerk aktiv

Der äußere Auftritt wurde, wie gesagt, nur vorsichtig modifiziert, dazu zählen etwa dreidimensionale Rückleuchten, man kennt das schon vom Macan. Weiters entfällt das bisherige Basisfahrwerk, ab sofort sind alle Carreras serienmäßig mit PASM ausgestattet. Das ist kein sinnbefreiter dadaistischer Stotterer, sondern steht auf gut Alemannisch für Porsche Active Suspension Management.

Selbiges gibt's für den Carrera S als noch mal zehn Millimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk (im "S" wäre optional auch noch die Hinterachslenkung verfügbar) und bringt prinzipiell nicht nur eine markantere Spreizung zwischen Komfort und Dynamik, sondern auch einen Lift. Nein, nicht jenen, der einen prinzipiell beim Porsche-Fahren in den Olymp der Gefühle raufbefördert, sondern spezifischer: Auf Knopfdruck hebt sich der Vorderwagen um 40 mm an, enorm hilfreich, wenn man einer steilen Garagen- oder Parkhauseinfahrt misstraut. Man muss ja nicht mit allem und jedem Kontakt haben.

Fahrmodi am Ruder

Super Idee – mehr über die fahrerische Potenz der Carreras verrät aber das ebenfalls komplett neue Lenkrad, zumal in selbiges jetzt die Anwahl für die Fahrtmodi gewandert ist; die befand sich bisher in der Mittelkonsole.

Der neue 911 sei "wieder einmal der beste, den wir je entwickelt haben." Wenn sogar Porsche das sagt, muss es wohl stimmen. Und die Preise? 115.252 bis 149.296 Euro. Sauteuer, aber Wertanlage. (Andreas Stockinger, 23.9.2015)