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Das regelmäßig wiederkehrende Wetterphänomen El Niño wirkt sich auf Agrarrohstoffe aus. Während es manche Pflanzen begünstigt, hat es einen negativen Einfluss auf die Ernte von Kakao.

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London/Wien – Das Jahr 2015 war für Rohstoffanleger bisher eines zum Abhaken. Da macht auch der Goldpreis keine Ausnahme, sofern man ihn in US-Dollar betrachtet. Für Investoren aus der Eurozone sieht die Sache hingegen wesentlich erfreulicher aus: Zwar hat Gold zuletzt auch gegenüber der Gemeinschaftswährung eingebüßt, liegt mit rund 1005 Euro je Feinunze noch leicht über dem Niveau zu Jahresbeginn.

Nicht zuletzt deshalb erfreut sich das Edelmetall in Österreich großer Beliebtheit, wie eine vom Handelshaus Philoro in Auftrag gegebene Gallup-Studie belegt: Demnach sehen 85 Prozent der 1000 befragten Personen Gold und Silber als geeignete Instrumente, die eigenen Veranlagungen zu streuen und sich gegen Krisenzeiten abzusichern. Unter denjenigen, die bereits in Edelmetalle investiert haben, sind 59 Prozent mit ihrer Kaufentscheidung überaus zufrieden. Nur auf vier Prozent der Käufer trifft laut der Studie das Gegenteil zu.

"Gold hat als Absicherung Daseinsberechtigung in jedem Portfolio", erklärt Bernhard Wenger, Geschäftsführer von ETF Securities. Seiner Ansicht nach befindet sich das Edelmetall derzeit in einer "schwierigen Phase, aber es gibt immer wieder Chancen." Einerseits habe die Unsicherheit über die Konjunktur in China den Goldpreis gestützt, andererseits habe ihm die Diskussion über eine baldige Abkehr von der Nullzinspolitik in den USA zugesetzt.

"Ich glaube nicht an eine Zinserhöhung im September", erklärt Wenger. "Aktuell ist Dezember realistischer, oder sogar erst im nächsten Jahr." Am 17. September wird die US-Notenbank Fed über die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise entscheiden. Höhere Dollarzinsen sind meist ein Belastungsfaktor für die unverzinsten Edelmetalle.

Zuversicht bei Kupfer

Auch beim Ölpreis ist Wenger nur verhalten optimistisch: "Rohöl wird kurzfristig schwankungsfreudig bleiben und sich erst gegen Ende des Jahres stabilisieren." Auch dann erwartet er aber keine großen Preissprünge, dazu gibt es seiner Meinung nach noch zu viel Angebot am Markt.

Zuversichtlicher zeigt sich der Rohstoffexperte bei Industriemetallen: "Kupfer ist einer meiner Favoriten. Ich glaube, dass das Angebot am Markt überschätz wird." Viel werde bei den Industriemetallen an der Konjunktur im Reich der Mitte hängen. "Ohne China geht es bei Rohstoffen nicht. Ich glaube aber nicht, dass die Nachfrage aus China einbrechen wird."

Für Bewegung bei Agrarrohstoffen sorgt das Wetterphänomen El Nino, das heuer stark ausgefallen dürfte. Dies begünstigt den Anbau von Kaffee oder Soja und sorgt über ein hohes Angebot für Preisdruck, während bei Kakao, Zucker, Mais oder Weizen die gegenteiligen Effekte eintreten sollten. Aus Wengers Sicht spricht nichts dagegen, auf eine Normalisierung nach starken, wetterbedingten Preisausschlägen zu setzen. (Alexander Hahn, 11.9.2015)