Knochen und Schädel von Antillothrix bernensis, dem Urbewohner Hispaniolas.

Foto: Journal of Human Evolution

Santo Domingo/Port-au-Prince/New York – Im Jahr 2009 entdeckte ein internationales Forscherteam in der Dominikanischen Republik erstmals einen gut erhaltenen Schädel des ausgestorbenen Hispaniola-Affen (Antillothrix bernensis). Obwohl erstmals 1977 beschrieben, wusste man lange nur wenig über diese Spezies. Zunächst vermutete man, dass die Affen stammesgeschichtlich eng mit den Totenkopf- oder der Kapuzineraffen verwandt gewesen sein könnten. Es stellte sich jedoch heraus, dass die körperlichen Ähnlichkeiten vielmehr das Ergebnis einer konvergenten Entwicklung waren.

Die Baumbewohner bevölkerten einst weite Teile der westindischen Insel Hispaniola, was ihnen auch ihren deutschen Namen einbrachte. Bisherige fossile Belege (allesamt aus den letzten 10.000 Jahren) lassen darauf schließen, dass die etwa katzengroße Primatenart bis ins 16. Jahrhundert existiert haben dürfte. Der genauer Zeitpunkt und die Ursache ihres Aussterbens sind unklar, Forscher vermuten aber einen Zusammenhang mit der europäischen Kolonisierung Hispaniolas nach Christoph Columbus' folgenreicher Seefahrt.

Bemerkenswert gut angepasst

Nun sorgt ein neuerlicher Fund von Rosenberger und Kollegen für Aufsehen, genauer gesagt dessen Datierung: ein Schienbein von Antillothrix bernensis, das in einer Unterwasserhöhle in der Provinz La Altagracia gefunden wurde, kommt demnach nämlich auf ein Alter von 1,2 bis 1,4 Millionen Jahre.

Der Fund verändere das Verständnis der Evolution endemischer Primaten in der Karibik, kommentierte Helen Green, Koautorin der Studie, das Ergebnis. "Unsere Arbeit zeigt, dass Antillothrix auf Hispaniola für Millionen Jahre relativ unverändert blieb."

Mithilfe eines 3-D-Modells des Knochens rekonstruierten die Forscher die Bewegungsabläufe des kleinen Primaten, die sich im Lauf der Zeit kaum verändert haben dürften. "Die Morphologie dieser Primaten blieb bemerkenswert stabil", so Melissa Tallman, ebenfalls Koautorin der Studie. Offenbar seien sie an ihre Umgebung flexibel genug angepasst gewesen, um so lange Fortbestehen zu können. (red, 13.9.2015)