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Der September ist die Saison für neue iPhones. Apple selbst sagt zwar wie üblich nicht, worum es bei der Neuheiten-Präsentation am Mittwoch gehen soll. Doch die Erwartungen von Branchenbeobachtern sind klar: ein neues Modell, das bessere Technik ins Gehäuse des aktuellen iPhone 6 und der größeren Variante iPhone 6 plus bringt.

Darüber hinaus erwartet wird eine neue Version der Fernsehbox Apple TV sowie – vielleicht – auch ein größeres iPad-Tablet, über das schon länger spekuliert wird.

iPhone gehört das Hauptaugenmerk

Doch dem iPhone gehört das Hauptaugenmerk vor dem Event in San Francisco. Das Telefon ist für Apple das wichtigste Produkt, das inzwischen mehr als 60 Prozent des gesamten Apple-Geschäfts ausmacht. Es ist auch die Geldmaschine, die für den Großteil der Milliardengewinne sorgt. Deshalb steht mit jedem iPhone-Modell viel auf dem Spiel: Versagt eine Neuauflage beim Kunden, würde das Apple mitten ins Mark treffen.

Nach Informationen des Blogs "9to5Mac", der bei seinen Vorabinformationen zu Apple-Geräten eine bemerkenswert hohe Trefferquote aufweist, bekommt das Modell mit dem voraussichtlichen Namen iPhone 6S wie gewohnt leistungsstärkere Chips und eine bessere Kamera. Sie solle eine Auflösung von 12 Megapixeln haben und auch Video in Ultra-HD-Qualität aufnehmen können. Das Display soll – wie bei Apples Computer-Uhr – auch die Stärke des Drucks erkennen können. Das bietet neue Bedienmöglichkeiten.

Messlatte für Apple hängt hoch

Die Messlatte für Apple hängt hoch. Vor einem Jahr sorgten die beiden neuen Modelle mit erstmals deutlich größeren Bildschirmen im Weihnachtsgeschäft für einen Absatzsprung von 46 Prozent auf rund 74,5 Millionen Geräte. Analysten diskutieren darüber, wie stark der Effekt der großen Displays noch ist. Konzernchef Tim Cook betont, Apple sehe nach wie vor eine hohe Wechselbereitschaft von Nutzern des Google-Systems Android. Die Marktforschungsfirma Kantar glaubt zudem, dass Apple viele Geräte an Nutzer älterer iPhones verkaufen kann, die noch nicht auf Modelle der 6er-Reihe umgestiegen sind.

Eine entscheidende Rolle für den Erfolg der neuen iPhones dürfte China spielen. In dem von Finanzmarkt-Turbulenzen erfassten Riesen-Markt machte Apple im vergangenen Quartal mehr als ein Viertel seines Geschäfts. Cook griff vor wenigen Wochen zu dem ungewöhnlichen Schritt, in einer E-Mail an den amerikanischen TV-Börsenexperten Jim Cramer das iPhone-Geschäft in China für sehr robust zu erklären.

"Apple ist es gelungen, in China das Premiumsegment zu erweitern", sagt Analyst Ranjit Atwal vom IT-Marktforscher Gartner. "Viele Leute haben sich erstmals entschlossen, 700 oder 800 Dollar für ein Smartphone auszugeben, mehr als wir erwartet haben." Im Gegenzug behielten die Nutzer ihre aktuellen Android-Geräte länger als sonst, während sie sich ein iPhone zusammensparten.

Apple TV

Die zweite wahrscheinliche Ankündigung des Tages, ein neues Apple TV, gerät zwar angesichts der Bedeutung des iPhone etwas in den Hintergrund, könnte für das künftige Geschäft des Konzerns aber von großer Bedeutung sein. Über die kleine schwarze Box, die an den Fernseher angeschlossen wird, kann man bisher Videoinhalte und Musik aus Apples iTunes-Plattform abrufen sowie ausgewählte Streaming-Dienste wie Netflix oder Watchever nutzen. Apple legt dabei fest, welche Anbieter zum Zuge kommen. Laut Medienberichten öffnet der Konzern dieses System: Das Apple TV soll einen App Store bekommen und damit in der neuen Version auch für Spiele nutzbar sein.

Auf die Spiele wolle Apple bei der Vorstellung des Geräts einen besonderen Schwerpunkt legen, berichtete die "New York Times" am Wochenende unter Berufung auf informierte Personen. Es wäre die erste Aktualisierung des Geräts in drei Jahren. Apple war unter den Vorreitern bei den Settop-Boxen, die Internet-Inhalte auf den Fernseher bringen, inzwischen sind auch Rivalen wie Amazon und Google mit eigenen Geräten auf dem Markt, die ebenfalls Spiele bieten. Die Marktposition der Spielekonsolen wie Playstation oder Xbox hat das bisher nicht erschüttern können.

Ultra-HD

Lange wurde spekuliert, zu einem neuen Apple TV solle es in den USA auch gleich einen Online-Dienst geben, der die Fernsehprogramme auf das Gerät bringt. Doch laut Medienberichten laufen die jahrelangen Verhandlungen mit den Sendern immer noch, mit einem Start sei nicht vor dem kommenden Jahr zu rechnen. Auch die Ultra-HD-Auflösung werde das neue Apple TV noch nicht unterstützen, schrieb "9to5Mac". Dafür werde man es per Siri-Sprachsteuerung bedienen können.

Widersprüchliche Berichte gab es dazu, ob Apple schon jetzt oder erst im Oktober ein größeres "iPad Pro" vorstellen will. Das Gerät, das laut Medienberichten eine Display-Diagonale von 12,9 Zoll (knapp 32,8 cm) bekommt, soll vor allem auf das Geschäft mit Unternehmen zielen und den zuletzt schwächelnden Absatz des Apple-Tablets ankurbeln. Auf dem großen Bildschirm würden zwei Apps in voller Größe nebeneinander Platz finden, schrieb "9to5Mac". Der Preis der teuersten Version werde mit dem des neuen dünnen MacBook-Laptops vergleichbar sein – das in Deutschland ab 1.149 Euro aufwärts kostet.

Das Event wurde diesmal in einen deutlich größeren Veranstaltungsort als sonst angesiedelt. Das Bill Graham Civic Auditorium hat schon eine gewisse Apple-Tradition: Hier wurde 1977 bei einer Messe der Computer Apple II vorgestellt – das erste kommerziell erfolgreiche Gerät des Unternehmens. (APA, 9.9. 2015)