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Robert Almer (links) und Marc Janko im entspannten Anflug auf Schweden. Die Teilnahme an der EM in Frankreich ist längst kein kühner Traum mehr, sie soll am Dienstag in Solna Realität werden.

Foto: APA/Jäger

Die Befreiung in Form des Satzes "Hurra, wir sind bei der EM in Frankreich" rückt näher und näher. Am Montagvormittag hat sich die österreichische Fußballnationalmannschaft auf die Reise nach Stockholm begeben, um im ein paar Kilometer entfernten Solna den an sich bereits geschlossenen Sack endgültig abzudichten. Ein Pünktchen aus drei Partien fehlt noch, das wird gebetsmühlenartig betont. Es ist eine freiwillige, kollektive Gehirnwäsche, ein überdimensionaler Maulkorb. Aber das ist prinzipiell gut so.

Kapitän Christian Fuchs über den Trip nach Schweden: "Es ist keine Genussreise. Wir genießen erst, wenn wir etwas erreicht haben. Tut mir leid, ich wiederhole mich." Wobei Stürmer Marc Janko zugibt – er will sich die Glaubwürdigkeit bewahren -, "dass wir uns in einer Luxussituation befinden. Den Druck haben ausschließlich die Schweden."

In der Vergangenheit wurde vor einem Match gegen die Skandinavier nahezu ausschließlich über Zlatan Ibrahimovic gesprochen, der ist nun sekundär geworden. Auch deshalb, weil über den Einsatz des Superstars kurzfristig entschieden wird. Seine Bauchmuskulatur ist lädiert. Teamchef Erik Hamren wartet ab ("es schaut eher positiv aus, er nahm am Training teil" ), ihn sorgt zudem die Tatsache, dass Österreich sieben Zähler mehr hat und ihm und seinem Team Russland im Kampf um Platz zwei im Nacken sitzt.

Weltklasse

Janko sagt auf Nachfrage ein bisserl etwas über den fast 34-jährigen Ibrahimovic. "Natürlich ist er Weltklasse, er hat uns auch oft wehgetan. Aber wir haben Respekt vor allen, nicht nur vor einem einzelnen Spieler. Vielleicht sind sie ohne Ibrahimovic unberechenbarer, obwohl er selbst sehr unberechenbar ist." Jedenfalls sei Schweden weder "Übermannschaft noch Jausengegner. Wir müssen auf uns schauen, wir wollen jedes Spiel gewinnen."

Die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel hat sich just gegen Schweden zugetragen. In der Friends-Arena von Solna. Es geschah am 11. Oktober 2013, Österreich führte zur Pause nach einer formidablen Vorstellung 1:0, Schweden drehte das Ding in ein 2:1. Selbstverständlich erzielte Ibrahimovic das Siegestor. Die WM in Brasilien hatte sich erledigt. Es gab übrigens halblustige Begleiterscheinungen, am Vortag hatte die aberwitzige Zeitung Expressen ein Video auf die Fassade des Mannschaftshotels der Österreicher projiziert, darauf stand geschrieben: "Am Freitag stirbt euer Traum." Jener der Schweden wurde dann ein paar Wochen später im Playoff von Portugal beendet. Das Hotel ist übrigens dasselbe, der Wochentag ein anderer.

Keine Rachegelüste

Fuchs hält nichts von offenen Rechnungen. "Es ist eine ganz andere Situation, wir leben im Jetzt." Teamchef Marcel Koller hegt auch keine Rachegelüste. "Das war ein Schauspiel, ein Zirkus, es geht aber um Fußball." Alle sind fit, die Aufstellung könnte mit jener vom 1:0 gegen die Republik Moldau ident sein. Janko hat die Partie vom Samstagabend abgehakt, im Nachhinein stufte er den Auftritt in Wien ziemlich hoch ein. "Es ist ein Zeichen unserer Reife, wir sind geduldig geblieben, Moldau zeigte kein Interesse an der Spielgestaltung und am Ausgleich."

Die Schweden werden gezwungenermaßen sehr interessiert sein, nach dem lahmen 0:1 in Russland herrscht akuter Handlungsbedarf. Hamren wird "frische Beine" bringen. Koller: "Es wird für uns Räume geben, es wird richtig Fußball gespielt werden. Wir besitzen ausreichend Qualität, um zu bestehen." Seit dem 11. Oktober 2013 hat die ÖFB-Auswahl acht Pflichtpartien bestritten und sieben Siege gefeiert. Das einzige Remis gab es zum Auftakt der laufenden Quali – 1:1 in Wien gegen Schweden. Innenverteidiger Sebastian Prödl sagt: "Wir gehen in das Match wie in ein Finale." Tormann Robert Almer würde seinen Rekord von 513 Minuten ohne Gegentreffer gern ausbauen. Um weitere 90 Minuten. Kollektives Ziel ist es, die Gruppe G ungeschlagen über die Bühne zu bringen. Das Motto von Fuchs lautet: "Gas geben, dann feiern." Die Maulkörbe also ablegen, als Sondermüll entsorgen.

Hamren hat das bereits getan, er sagte so nebenbei: "Österreich ist fix bei der EM, es ist beeindruckend, wie sich die Mannschaft in den zwei Jahren entwickelt hat. Ich werde Koller gratulieren." (Christian Hackl aus Solna, 7.9.2015)

Fußball-EM-Qualifikation/Gruppe G/8. Runde:

Schweden – Österreich (Solna/Stockholm, Friends Arena, Dienstag, 20.45 Uhr/live ORF eins, SR Carlos Velasco Carballo/ESP)

Schweden: Isaksson (Kasimpasa/TUR/122 Länderspiele) – Bengtsson (FSV Mainz 05/23), Granqvist (Krasnodar/RUS/43/2 Tore), Antonsson (FC Kopenhagen/DEN/24), M. Olsson (Norwich/ENG/28/5) – Ekdal (Hamburger SV/GER/18), Wernbloom (ZSKA Moskau/RUS/48/2) – Larsson (Sunderland/ENG/75/6), Durmaz (Olympiakos Piräus/GRE/25/2), Forsberg (RB Leipzig/GER/10) – Ibrahimovic (Paris St. Germain/FRA/106/56) oder Toivonen (Stade Rennes/FRA/44/9)

Ersatz: Olsen (PAOK Saloniki/GRE/2), Nordfeldt (Swansea/ENG/5) – J. Olsson (West Bromwich Albion/25/1), Tinnerholm (Malmö/3), Milosevic (Besiktas/TUR/4), Wendt (Mönchengladbach/GER/25), Khalili (Mersin Idmanyurdu/TUR/0), Lewicki (Malmö/4), Zengin (Trabzonspor/TUR/15/2), Berg (Panathinaikos Athen/GRE/31/7), Thelin (Girondins Bordeaux/6)

Fraglich: Ibrahimovic (Bauchmuskelprobleme)

Österreich: Almer (Austria/23 Länderspiele) – Klein (VfB Stuttgart/GER/29), Prödl (Watford/ENG/51/4), Dragovic (Dynamo Kiew/UKR/39/1), Fuchs (Leicester City/ENG/68/1) – Baumgartlinger (FSV Mainz/GER/38/1), Alaba (Bayern München/GER/38/9) – Harnik (VfB Stuttgart/GER/52/11), Junuzovic (Werder Bremen/GER/41/6), Arnautovic (Stoke City/ENG/44/8) – Janko (FC Basel/SUI/47/21)

Ersatz: Lindner (Eintracht Frankfurt/GER/7), Özcan (FC Ingolstadt/GER/4) – Garics (SV Darmstadt/GER/40/2), Madl (Sturm Graz/0), Suttner (FC Ingolstadt/GER/14), Wimmer (Tottenham Hotspur/ENG/2), Ilsanker (RB Leipzig/GER/9), Jantscher (FC Luzern/SUI/17/1), Pehlivan (RB Salzburg/17), Sabitzer (RB Leipzig/GER/12/2), Hinterseer (FC Ingolstadt/GER/6), Okotie (1860 München/GER/11/2)

Es fehlen: Hinteregger, Leitgeb (beide Knieprobleme), Kavlak (Schulterverletzung)

Die weiteren Dienstag-Spiele (alle 20.45 Uhr): Liechtenstein – Russland, Moldau – Montenegro