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Auf sieben Meter hohen Drahtgerüsten schlingen sich die Hopfenpflanzen. Hier wird geerntet.

Foto: APA/Kästle

Wien – Die Hopfenernte hat im Mühlviertel vor kurzem begonnen und dauert bis Ende September. "Man kann noch keine Zahlen nennen, aber es wird deutliche Ernterückgänge geben", sagt Hermann Bayer, Geschäftsführer der Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft. In Deutschland, wo der Sommer ähnlich heißtrockenes Wetter gebracht hat wie in Österreich, rechnet man mit Ernteeinbußen von bis zu 25 Prozent. Für die rund 250 Hektar, auf denen in Österreich Hopfen angebaut wird, dürften ähnliche Zahlen gelten.

Deutscher Hopfen

Die österreichische Hopfenwirtschaft ist recht klein: Mit 135 Hektar Anbaufläche ist das Mühlviertel der größte Hopfenproduzent. In Leutschach, Steiermark, werden auf rund 95 Hektar die Hopfenpflanzen an den rund sieben Meter hohen Drahtgerüsten hochgezogen. In Deutschland sind es fast 18.000 Hektar, über die sich die markanten Hopfenwiesen erstrecken, damit ist Deutschland vor den USA der weltweit größte Hopfenproduzent.

"99,9 Prozent unserer Ernte gehen in die heimische Bierproduktion", sagt Bayer. Damit deckt die Hopfenproduktion mehr als 80 Prozent des Bedarfs der österreichischen Brauereien. Dass die Ernteausfälle den Bierpreis beeinflussen werden, glaubt Bayer nicht. Brauereien schließen üblicherweise Lieferverträge mit langen Laufzeiten und fixen Preisen mit den Hopfenbauern ab. Preisveränderungen werden höchstens Lieferverträge betreffen, die nach der diesjährigen Ernte abgeschlossen werden.

Lieferengpässe, die es heuer geben wird, können mit den prall gefüllten Lagern der Brauer und Hopfenbauern behoben werden: "2014 war die Ernte so gut, wie noch nie", sagt Bayer, der im heurigen Sommer noch keinen Vorboten weiterer schlechter Erntejahre sehen will. "Aber die Ernteschwankungen werden immer stärker – da wird die Hopfenforschung bei der Entwicklung neuer Sorten in Zukunft gefordert sein."

Österreich ist als Hopfenland zu klein und hat keine eigenständige Forschung. "In Deutschland gibt es Forschungsansätze, die darauf abzielen, hitzeresistente Sorten zu entwickeln", sagt Josef Grauvogl, Geschäftsführer des deutschen Hopfenwirtschaftsverbands: "Diese werden aber nicht so bald auf den Markt kommen."

Bierwirtschaft unberührt

Unberührt von den Ernteausfällen bleibt die heimische Bierwirtschaft. Was der Hopfenernte schadet, ist für den Bierabsatz sogar ein Segen. "Wenn es warm und trocken ist und die Abende lau, gehen die Leute in die Gastgärten", sagt Gabriela Straka, PR-Chefin der österreichischen Heineken-Tochter Brauunion: "Der heurige Mai lag vom Bierabsatz her deutlich über dem Vorjahr, der Juni knapp darunter – das, weil letztes Jahr Fußball-WM war."

Wenn es so ist, dass der Bierpreis nicht steigt, dürfte das die Österreicher freuen. Österreicher und Österreicherin tranken 2014 durchschnittlich 105 Liter Bier pro Kopf und somit mehr als die Deutschen. Mittel- bis langfristig werden jedoch auch Biertrinker Hopfenpreisschwankungen zu spüren bekommen, sollte es zu Ernteausfällen kommen.

Zwar werden die herkömmlichen, massenproduzierten Sorten noch länger den Markt dominieren. Aus den USA kommt aber ein Trend, der mehr und mehr in Europa Fuß fasst: Handwerklich gebrautes Bier, teilweise mit ungewöhnlichen Geschmacksnoten und neuen Herstellungstechniken wird immer beliebter. "Das zeigt, dass die Kultur hinter dem Biergenuss differenzierter und ausgereifter wird", sagt Straka.

Das eröffnet nicht nur Marktnischen für innovative Brauer, sondern sichert auch künftige Absätze. Bei handwerklich gebrautem Bier wird nämlich mehr Hopfen benötigt als bei industriell gefertigtem. (Aloysius Widmann, 7.9.2015)