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Foto: AP/Darko Bandic

Eng allein reicht nicht. Nein, eng, so wie in engstirnig oder engmaschig, ist zu wenig. Richtig dicht soll sie sein, un-durch-dringlich.

Die Forderung nach Dichte geht um. Nicht nach jener, die wir aus dem Physikunterricht glücklich vergessen haben, nein, die Grenze, über die wir uns einstweilen noch so herrlich frei bewegen können, soll dichtgemacht werden. Fordert blauäugig ein Politiker. Dem entgegen steht die Dichtung, die da sagt: Wer ständig fordert "Grenzen dicht", ist eines sicher nicht: ganz dicht.

Dieser Reim eröffnet eine zweite Bedeutungsebene. Im Gegensatz zur wissenschaftlich wackeligen Diagnose des Nicht-ganz-dicht-Seins, steht Dichtsein für den gesunden Menschenverstand. Gleichzeitig beschreibt es in prächtiger Ambivalenz den nicht so gesunden Ausnahmezustand desselben. Dicht sein – auch fett, ang'schütt oder bladl-zua ... – meint den Rausch, und zwar den nicht zart illuminierten, die Fantasie anregenden, sondern den trüben, geistlosen. Und der ist ein Hund. Er lässt einen nicht nur Mutters Vornamen oder Großvaters Herkunft vergessen, er kann gar zur Undichte führen und ein plötzliches Rinnen verursachen. Da kann man noch so fett sein.

Eine solche (Un-)Dichte ist natürlich nicht dazu angetan, das Ansehen einer ihre Dicht-heit auf diese Art vorlebenden Person zu heben. Wenn eine Person also ständig mehr Dichte fordert, weiß sie wahrscheinlich nicht genau, wovon sie spricht, oder sie ist blau. Noch so ein Synonym für Dichtsein. (flu, 5.9.2015)