Bild nicht mehr verfügbar.

Zlatko Junuzovic hat bereits 40 Länderspiele absolviert.

Foto: APA/Hochmuth

Bild nicht mehr verfügbar.

Martin Harnik hat bereits 51 Länderspiele absolviert.

Foto: APA/Jäger

Wien – Martin Harnik hat erst am Montag erfahren, dass der aktuelle Lehrgang ein besonders reizvoller ist. Wobei die Lehrgänge davor auch super waren. Kommt der Legionär aus Stuttgart zum österreichischen Nationalteam, "ist das die Ankunft in eine Wohlfühloase, ein Kontrastprogramm". Beim VfB funktioniert momentan recht wenig, der neue Trainer Alexander Zorniger hat ein neues System eingeführt, mit dem Misserfolg, dass drei von drei Bundesligapartien verloren wurden. Harnik: "So ein Angriffspressing, wie wir es praktizieren, habe ich noch nie erlebt. Man spricht in Stuttgart vom kontrollierten Chaos." Marcel Koller lässt im Team zwar auch pressen, allerdings mit Absicherung und Ordnung. Daran konnte sich der 28-jährige Stürmer gewöhnen.

Harnik wurde also mitgeteilt, dass bereits am Samstag die EM-Teilnahme fixiert werden kann. Ein Sieg in Wien gegen die Republik Moldau und ein Punktgewinn der Schweden in Russland sind die Voraussetzungen. "Die Vorfreude ist riesig, allein der Gedanke daran, stellt einem die Haare auf. Diese Konstellation beflügelt mehr als sie hemmt."

Weltrangliste: "Wurscht"

Der Weltverband Fifa führt Österreich seit Donnerstag an 13. Stelle der Weltrangliste, ein Allzeithoch. Bei Harnik verursachte die Kunde keine Luftsprünge, auch Kollege Zlatko Junuzovic reagierte gefasst. "Schön, dass wir nach vorne kommen, aber ob wir 13., 15. oder 18. sind, spielt keine Rolle. Wir müssen uns auf die Quali konzentrieren und Moldau schlagen." Die sind die Nummer 124, 121 oder 127 wäre ebenfalls wurscht. Junuzovic: "Auch solche Mannschaften haben ein gewisses taktisches Niveau, können kämpfen, laufen." Harnik: "Es gibt kein Kanonenfutter im Fußball."

Junuzovic sieht das Team unmittelbar vor der Ankunft in Frankreich. Das sei ein langwieriger Entwicklungsprozess gewesen. "Wir haben gespürt, dass wir nicht nur mithalten können." Koller habe eine Struktur eingeführt, der große Kern des Kaders sei gleich geblieben. "Man konnte etwas aufbauen, die Automatismen funktionierten immer besser." Junuzovic wechselte 2012 von der Austria zu Werder Bremen. "Dort musste ich mich durchsetzen, ich wurde zum Führungsspieler, übernahm Verantwortung."

Das Nationalteam profitiere von den vielen Legionären, ein kollektives Selbstvertrauen sei entstanden. "Wir sind im Juni mit großer Vorfreude nach Russland gefahren, die Angst vor Niederlagen ist abgeschafft." Zur Erinnerung: Österreich siegte in Moskau 1:0.

Fokus

Aufgaben, sagt Junuzovic, seien dazu da, um gelöst zu werden. Der Plan gegen die Moldauer steht: "Sie werden tief drinnen stehen, mit einer Fünferabwehrkette. Wir müssen kreuz und quer laufen, nicht blind. Sie müssen beschäftigt werden, damit sie irgendwann die Ordnung verlieren." Für Junuzovic ist Kollers 4-2-3-1-System "wie geschaffen. Die Position des zentralen offensiven Mittelfeldspielers ist genau meins."

Der 27-Jährige ist "total fokussiert". Natürlich beschäftige ihn die schreckliche Lage der Flüchtlinge sehr. Er war ein vierjähriger Bub, als seine Familie vor dem Bosnienkrieg nach Österreich geflüchtet ist. "Ich selbst habe keine Erinnerungen, meine Eltern schon. Es muss schrecklich gewesen sein." Junuzovic sagt, man dürfe nicht wegschauen. "Die Situation ist für jedes Land eine Chance, Menschlichkeit zu zeigen. Man soll die Leute willkommen heißen, sie haben Fürchterliches erlebt." Über das Fußballspiel am Samstag sei alles gesagt. (Christian Hackl, 3.9.2015)