Lange galt Hillary Clinton als logische Kandidatin der Demokraten für die US-Wahl 2016. Doch spätestens seitdem deutlich ist, welch großen Zuspruch Bernie Sanders bei der Basis erntet – dabei gilt der 73-Jährige nicht gerade als unverbrauchte Nachwuchshoffnung -, muss sich die Partei überlegen, ob die ehemalige First Lady tatsächlich auf Trump, Bush & Co losgelassen werden soll. Zumal nicht vergessen werden sollte, dass das Curriculum der Ex-Außenministerin nicht nur Highlights, sondern auch etliche eher problematische Kapitel beinhaltet.

Die E-Mail-Affäre scheint dabei nicht einmal ihr größtes Problem zu werden. Ihre positive Haltung zum Irak-Einmarsch, ihre Zustimmung zum Patriot Act (und damit zum fragwürdigen "Krieg gegen den Terror"), ihr Ja zu ungeschickten Interventionen in Libyen und Syrien: schwere Hypotheken. Das sind freilich keine neuen Argumente – doch allzu gern vergaß man sie bisher. Schließlich sollte Clinton als erste Frau im Weißen Haus justament einem Bush die Tür vor der Nase zuschlagen.

Eine "g'mahte Wiesn" wird es für Clinton nicht geben – und das ist keineswegs verkehrt. Barack Obama lief 2008 zur Hochform auf, als er es just mit Clinton zu tun bekam. Und auch ihr Ehemann Bill wurde 1992 in den Vorwahlen nur mit viel Knochenarbeit zum "Comeback Kid". Beide waren nicht aus der ersten Startreihe ins Rennen gegangen und siegten dennoch – ja, wahrscheinlich nur deswegen. (Gianluca Wallisch, 2.9.2015)