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Mehrsprachige Information für Flüchtlinge.

Foto: Reuters/Bader
Grafik: Standard

Eisenstadt – Es ist wie immer und wie überall auf der Welt: Durchs Reden erst kommen die Leut' zsamm. Das war auch den Mitarbeitern des Roten Kreuzes bald klar, als sie am Brennpunkt des Flüchtlingsgeschehens, im burgenländischen Nickelsdorf, die Notsammelstelle einrichteten unterm Flugdach des alten Zollgeländes. Aber rede einer einmal ohne Pfingstwunder mit den verängstigten Menschen aus aller Herren Länder!

Und so wurden vom Roten Kreuz fünfsprachige und dreischriftige Plakate aufgehängt an den Containern des Notquartiers, um die von der Polizei quasi angelieferten Neuankömmlinge übers Wie, Was und Wozu aufzuklären. Für Analphabeten gibt's leicht verständliche Piktogramme. "Aber ein bisserl Englisch kann eh fast jeder", sagt ein Rotkreuz-Mitarbeiter.

Standort, Verpflegung, Aufenthaltsdauer: All das ist affichiert und vieles andere auch. "Wissen", sagt er, "nimmt Angst." Und manche Flüchtlinge wüssten halt nicht einmal, wo sie sind. Die Schlepper hätten sie bloß hingewiesen auf die deutschsprachigen Verkehrsschilder. Viele würden der Meinung sein, sie wären schon in Deutschland.

Die Nickelsdorfer Rampe

Rechts von der Nickelsdorfer Rampe ist der Ruhebereich. Links davon bringen und holen Busse die Menschen ins erst anlaufende Asylverfahren. "Aber auch zur Abschiebung." Und bei den Ungarn ginge es schon ordentlich zur Sache. "Die kommen mit dem Gefängnisbus."

Einmal sei es – erzählt der Rotkreuzler – aus Unwissen zu diesem einen "Vorfall" gekommen, den Burgenlands blauer Sicherheitslandesrat, Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz, als jene "Vorfälle" in die Öffentlichkeit getragen hatte, welche dazu geführt hätten, dass das Rote Kreuz nun keine Freiwilligen mehr fände.

Das Gegenteil sei richtig. Während Tschürtzens Parteichef, Heinz-Christian Strache, fordert, es den Ungarn grenzzaunbezüglich gleichzutun, meldeten sich immer mehr Freiwillige zum Hilfsdienst an der Grenze.

Das "Team Österreich" von Ö3 ist schon seit geraumer Zeit im Einsatz. Aber auch viele, die bisher mit dem Roten Kreuz nichts zu tun hatten, seien dabei. "Allein im Bezirk Neusiedl rund 30."

Drohendes Ferienende

Tobias Mindler, der burgenländische Rotkreuz-Sprecher, fürchtet sich, was die Freiwilligen angeht, vorm Herbst. "Jetzt gehen bald die Ferien zu Ende, da fallen dann die Studenten und Lehrer weg." Dann aber, so schätzen Experten, wird die große Ankunft des heurigen Jahres erst so richtig einsetzen. So wie die ersten Herbststürme, die aus Nordwest kalt über jene Parndorfer Platte pfeifen, auf der ja nicht umsonst die meisten Windräder stehen.

Das Bundesheer assistiert. Die Polizei tut, die Hilfsorganisationen auch – ohne zu fragen. Auch ohne zu fragen, was was kostet. "Dafür", sagt Tobias Mindler, "sind wir ja auch da."

"Sie sind in Österreich", erklärt das fünfsprachige Plakat, "Wir werden uns um Sie kümmern." Schlicht. Eigentlich: einfach. (Wolfgang Weisgram, 1.9.2015)