Salzburg – Die Salzburger SPÖ, seit 2013 erstmals in der Nachkriegsgeschichte nicht in der Landesregierung, hat ihren Mitgliedern auf den Zahn gefühlt. Und dabei hat sich gezeigt, dass ein Drittel der Genossen mit der Arbeit der Landespartei weniger oder nicht zufrieden sind, wie Landesgeschäftsführer Felix Müller schilderte. Zwei Drittel stellen allerdings ein (sehr) gutes Zeugnis aus.

"Sicher gibt es Leute, die nicht zufrieden sind", sagte Müller. Es zeige sich aber, dass die Beurteilung umso besser ausfalle, je weiter der Finanzskandal zurückliege. "Wir haben das sehr lange diskutiert, ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg." Jede Kritik sei aber natürlich auch Arbeitsauftrag. Detaillierter wollte sich Müller zu diesem Bereich nicht äußern.

Mehr Mitsprache gewünscht

Abgefragt wurden die verschiedensten Bereiche. So fordern die Genossen beispielsweise mehr Mitsprache und direkte Demokratie. Drei Viertel der Befragten sprachen sich dafür aus, die direkte Bürgermitbestimmung auszubauen. Noch größer ist dieses Interesse innerhalb der eigenen Partei, denn hier wünschen sogar 84 Prozent vermehrte Mitgliederbefragungen, so der Landesgeschäftsführer.

Durchaus für Überraschung haben einige Ergebnisse bei allgemeinen gesellschaftlichen Themen gesorgt. So wurde die Frage, ob aktive Sterbehilfe weiterhin verboten bleiben soll, von rund zwei Dritteln der SPÖ-Mitglieder (eher) verneint. Ein annähernd gleich hoher Anteil ist der Ansicht, dass es für Jugendliche in der eigenen Gemeinde zu wenig Platz beziehungsweise Angebote gibt. Die Legalisierung von Cannabis scheint hingegen kein Anliegen der Roten: Vier von fünf halten das nicht für notwendig.

Hohe Wohnzufriedenheit

Überraschend hoch ist bei den SPÖ-Mitgliedern die eigene Wohnzufriedenheit: 95 Prozent bejahten dies. Dennoch sprach sich die Hälfte dafür aus, dass mehr Eigentumswohnungen gebaut werden sollen, mehr Mietwohnungen forderten sogar über 80 Prozent. Gleichzeitig sind allerdings drei von fünf gegen eine dichtere Verbauung im eigenen Ort.

Der Verkehr ist für jeden zweiten Genossen in seinem Bezirk gut organisiert, im Detail sinkt jedoch die Zufriedenheit. So passt nur für jeden Dritten das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, im Pinzgau sind es sogar weniger als 20 Prozent. Dafür stellen zwei Drittel der Befragten dem Zustand der Straßen ein gutes Zeugnis aus, auch hier hinkt der Pinzgau weit zurück, dort ist es nur jeder Zweite.

Eine Konsequenz, die die SPÖ aus dieser Umfrage auf jeden Fall ziehen will, kündigte Müller schon an. Derart detaillierte Befragungen in Papierform, die die Sozialdemokraten jetzt erstmalig selbst durchgeführt haben, werde es künftig alle paar Jahre geben. Sie fand von Dezember 2014 bis März 2015 statt. Von den knapp 6.500 Mitgliedern haben sich etwas weniger als 1.100 beteiligt, was einem Rücklauf von 17 Prozent entspricht. Und da sich das Profil (Alter, Geschlecht) nahezu mit jenem aller Mitglieder deckt, geht Müller davon aus, dass die Umfrage die Meinung der Parteibasis sehr genau abbildet. Seinen Angaben zufolge wurden die Ergebnisse in den Bezirken bereits präsentiert und diskutiert. (APA, 31.8.2015)