Die Familienministerin will die Väter also mit Geld locken. Wenn der Vater zumindest 40 Prozent der Karenzzeit übernimmt, sollen den Eltern 1000 Euro zusätzlich überwiesen werden. Das mag zwar den einen oder anderen Jungpapa dazu motivieren, ein paar Monate länger beim Nachwuchs zu bleiben, wird aber sicher nicht dazu beitragen, die niedrige Geburtenrate (statistisch 1,44 Kinder pro Frau) in Österreich zu steigern.

An Geld fehlt es schon bisher nicht für die Familienpolitik. Was nicht stimmt, ist die Mittelverteilung. Das Wifo hat erst vor kurzem in einer Studie kritisiert, dass zwei Drittel von insgesamt 9,3 Milliarden Euro an Familienförderungen in Form direkter Geldleistungen ausgeschüttet werden. Nur ein Drittel geht in Kinderbetreuungsplätze. Diese Verteilungsstruktur unterstützt laut Wifo "tendenziell ein Familienmodell, in dem Mütter den größeren Teil der Betreuungsarbeit übernehmen". Daran wird sich vorerst auch nichts ändern.

Sophie Karmasin sagte nämlich am Sonntag das zweite Gratiskindergartenjahr ab. Es scheitert, wieder einmal, an der Finanzierung. Auf die Idee, Mittel vom Kindergeld umzuschichten, ist offenbar niemand gekommen. Ein weiterer Ausbau der Betreuungsplätze – und am besten ein Rechtsanspruch darauf – wäre im Sinne der Gleichberechtigung aber wesentlich effektiver als der nun angedachte Partnerschaftsbonus. Karmasin setzt die falschen Akzente. (Günther Oswald, 31.8.2015)