London – Chirurgen haben erstmals in Europa einen Patienten mit einer Lasertechnik behandelt, die während einer Gehirntumor-Operation krebskrankes von gesundem Gewebe unterscheidet. Anhand der Reflexion der Strahlen konnten die Londoner Ärzte rasch erkennen, wo das Gehirn von Krebs befallen ist.

Bislang mussten während der Operation Gewebeproben im Labor untersucht werden. Das fällt nun weg. "Das gibt uns einen offensichtlichen Vorteil bei der Geschwindigkeit", sagte Neurochirurg Babar Vaqas, der den Versuch am Charing Cross Hospital leitete. Die Methode wurde dem Mediziner zufolge sonst nur im kanadischen Montreal getestet.

Echtzeitanalyse

Der Patient, ein 22 Jahre alter Physiker, erholt sich den Ärzten zufolge gut. Während der Operation an seinem Gehirn wandten die Mediziner eine weitere Methode an, die noch relativ neu ist: Ein "iKnife" genanntes Skalpell, das beim Schneiden Rauch erzeugt. Eine Maschine analysiert sofort den Rauch und liefert Informationen über Veränderungen des Gewebes.

"Krankes und gesundes Gewebe besitzen unterschiedliche Signaturen", erklärte Martina Schnölzer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. "Das können Lipide sein oder Proteine, die in krankem Gewebe häufiger oder seltener vorkommen." Der Laser und das "iKnife" stützten sich auf diese Unterschiede. Faszinierend sei, dass die Analyse in Echtzeit geschehe, während herkömmliche Methoden Zeit bräuchten: "Das ist ein Riesenvorteil." Gut sei außerdem, dass man beide Methoden parallel anwenden und die Ergebnisse miteinander vergleichen könne.

Insbesondere bei Operationen am Gehirn ist es wichtig, ausschließlich krankes Gewebe zu entfernen. Die Untersuchung am Gehirn mit gebündeltem Licht ist nicht-invasiv, es muss dazu also nicht ins Gewebe geschnitten werden. Zur Analyse der Lichtreflexion wird die sogenannte Raman-Spektroskopie angewandt, mit der Materialeigenschaften etwa auch von Kunstwerken untersucht werden. (APA, dpa, 28.8.2015)