Die Kürsinger Hütte im Pinzgau dient den meisten Gästen als Ausgangspunkt zur Besteigung des Großvenedigers. Doch der auffallendste und auch schönste Gipfel, den man von ihrer Terrasse erblickt, ist der Große Geiger mit seiner fast perfekten Pyramidenform. Kein Wunder, dass viele nach einer Venedigertour Lust haben, noch einmal zurückzukehren und diesmal den Klein-Matterhorn der Hohen Tauern zu bezwingen.

Die Besteigung des Großen Geiger ist anspruchsvoll.
Foto: Eric Frey

Mit 3360 Metern ist der Große Geiger gut 300 Meter niedriger als der Großvenediger. Das macht seine Besteigung aber nicht einfacher. Während der Großvenediger mit etwas Kondition über die Gletscherroute auch von Ungeübten erklommen werden kann, ist der Große Geiger anspruchsvoller. Der felsige Gipfel erfordert etwas Kletterei (Grad I und II). Dafür erspart man sich den Hochbetrieb, der am Großvenediger vor allem bei gutem Bergwetter herrscht.

Unbeschwert zur Kürsinger Hütte

Die geplante Route sollte uns von der Kürsinger Hütte über den Großen Geiger zur Warnsdorfer Hütte am Ende des Krimmler Achentals führen. Der erste Abschnitt ist dabei noch ganz komfortabel. Wer sich den gut vier Stunden langen Marsch durch das Obersulzbachtal ersparen will, kann am frühen Nachmittag vor der Bergführerschule in Neukirchen am Großvenediger in ein Taxi steigen, das einen um 16 Euro zum Talschluss auf knapp 2000 Höhenmeter führt. Dort kann man den Rucksack in eine Materialseilbahn hineinlegen, unbeschwert zur Kürsinger Hütte (2558m) aufsteigen, einen netten Hüttenabend und eine ruhige Nacht vor dem Gipfelsturm verbringen.

Über das Obersulzbachkees muss am Seil gegangen werden.
Foto: wikicommons / Cactus26 [cc;3.0;by-sa]

Der Weg auf den Großen Geiger beginnt frühmorgens mit einem Abstieg in einen Talkessel, gefolgt vom Aufstieg über einen Geröllhang bis zum Gletscherfeld des Obersulzbachkees. Ab dann muss am Seil gegangen werden – die Gletscherspalten sind tief und tückisch. Dabei rückt die Felspyramide des Großen Geiger immer näher. Wer gerne klettert, wählt die Route über den Nordgrat; der Ostsporn, für den sich unser Bergführer entschied, ist deutlich kürzer. Der technisch einfachste Weg zum Gipfel führt über die Westseite, die allerdings erst über einen mehrere Stunden langen Umweg erreicht werden kann.

Fünf Stunden sollte der direkte Aufstieg zum Gipfel dauern, für weniger geübte Bergsteiger auch etwas länger. Der Ausblick vom Gipfel über das gesamte Panorama der Ostalpen entschädigt für alle Mühen, vor allem der Blick auf den Großvenediger, der zum Greifen nah erscheint.

Bergab und bergauf

Der schnellste Abstieg führt zur Essener und Rostocker Hütte, doch liegt die auf der Osttiroler Seite, von der man nur mühsam nach Salzburg zurückkommt. Deshalb stiegen wir Richtung Nordwesten ab, zuerst über ein abschüssiges Steinfeld, dann über den Gletscher des Maurerkees mit einigen unheimlich wirkenden Spalten. Der Übergang über das Maurertörl erfordert einen weiteren mühsamen Aufstieg, und nach einer Rutschpartie über ein schon ziemlich weiches Gletscherfeld wartet noch das 2888 m hohe Gamsspitzl, das bestiegen oder über Blockwerk umgangen werden muss. Erst hier beginnt wieder ein markierter Wanderweg, der zur Warnsdorfer Hütte auf 2336 Meter Seehöhe hinabführt. Acht Stunden hätte die Tour dauern sollen, in unserem Fall waren es wesentlich mehr.

Der Abstieg über die Warnsdorfer Hütte ist sinnvoll, wenn man zu einem Ausgangspunkt in Salzburg zurück will.
Foto: wikicommons / Whgler [cc;3.0;by-sa]

Für den nächsten Tag führt ein Weg von der Hütte über das Gamsspitzl zurück ins Obersulzbachtal; man kann mit dem Krimmler Törlkopf (3036 m) oder der Schlieferspitze (3290 m) dabei auch noch weitere 3000er besteigen. Oder man sagt sich, dass der Große Geiger genug für ein Bergabenteuer war, und wandert eine Stunde hinab ins idyllische Krimmler Achental, von wo mehrmals täglich Zubringertaxis an den berühmten Wasserfällen vorbei hinab nach Krimml fahren. (Eric Frey, 28.8.2015)