Charlottesville/Wien – 2005 veröffentlichte der US-amerikanische Mediziner John Ioannidis eine Arbeit mit dem aufsehenerregenden Titel "Why Most Published Research Findings Are False". Bis heute ist seine kritische Betrachtung der medizinischen Forschung ein Download-Renner im Fachmagazin "PLOS Medicine".

Auf Ioannidis bezieht sich auch eine Studie, die in der aktuellen Ausgabe von "Science" veröffentlicht wurde und hinter der ein Mammutprojekt steckt: Brian Nosek vom Center for Open Science in Virginia mobilisierte Forscher weltweit, um einer der Grundanforderungen von Wissenschaft Rechnung zu tragen: der Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen.

Von 2011 bis 2014 arbeiteten 270 Fachleute daran, 100 Studien, die in drei führenden psychologischen Fachjournalen veröffentlicht worden waren, noch einmal durchzuspielen. Die Bilanz: In weniger als der Hälfte der Fälle kamen sie zu den gleichen Ergebnissen. Insbesondere Resultate, die seinerzeit überraschend gewesen waren, ließen sich oft nicht wiederholen.

Nosek verweist auf den Publikationsdruck von Forschern und die Bevorzugung neuartiger Ansätze durch Fachmagazine als mögliche Ursachen für schwache Daten. Er stellt aber auch ausdrücklich fest, dass sein "Reproducibility Project" exakt null Studien widerlegt – und ebenso wenige für "wahr" befunden habe. Im besten Fall könne man Zweifel verringern. Und wenn neue Ideen immer richtig wären, gebe es ohnehin keinen Grund für Forschung. (jdo, 28.8.2015)