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Vassiliki Thanou-Christophilou bei einer Juristenkundgebung gegen Gehaltskürzungen, September 2012

Foto: EPA/SIMELA PANTZARTZI

Athen – In Griechenland ist die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes am Donnerstag zur Übergangsregierungschefin nominiert worden. Vassiliki Thanou werde am Freitag ihren Amtseid ablegen und solle die voraussichtlich im September anstehenden Neuwahlen vorbereiten, teilte das Präsidialamt in Athen mit.

Vasiliki Thanou hat schon öfter Geschichte geschrieben: Sie war die erste Frau an der Spitze des höchsten griechischen Gerichtshofes (Areopag). Als erste Frau führt sie den Verband griechischer Richter. Und als erste Frau übernimmt sie nun in Griechenland die Regierungsgeschäfte.

Thanou, 1950 auf der Insel Euböa geboren, hat in Athen und Frankreich Jus studiert und ist 1975 Richterin geworden. Sie ist den Griechen gut bekannt, da sie mit großem Nachdruck die Interessen der griechischen Richter bei mehreren Talkshows im griechischen Fernsehen vertrat. Thanou ist verheiratet und hat drei Kinder.

Brief an Juncker

Im Februar dieses Jahres machte sich die oberste Richterin für ihre Landsleute stark: In einem einen Brief an den Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, forderte sie das Ende Austeritätspolitik in Griechenland. Diese habe zur Verelendung ihres Volkes geführt.

Bei anderer Gelegenheit erinnerte sie an ihre Zeit als junge Richterin in den 1970er Jahren. Die männlichen Kollegen seien damals nur schwer von ihrer juristischen Qualifikation zu überzeugen gewesen. Jetzt sei sie "stolz, dass mehr als 65 Prozent der Richter in Griechenland Frauen sind".

Ministerpräsident Alexis Tispras war vergangene Woche zurückgetreten, nachdem er seine Mehrheit im Parlament im Streit um den Kurs bei den Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern verloren hatte. (APA, 27.8.2015)