Wien – Die Raiffeisen-Bankengruppe hat Mittwochfrüh Hilfsorganisationen und Unternehmen zu einem Treffen geladen, um gemeinsame Aktivitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen zu koordinieren und den Bedarf an Maßnahmen zu erheben. In der Folge soll der neue Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, einst Generalanwalt des Raiffeisenverbandes, die Aktivitäten zusammenführen und für eine rasche Umsetzung sorgen. An dem Treffen teilgenommen haben etwa NÖM, Agrana und die AMA, aber auch Vertreter des Baukonzerns Strabag sowie die Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie. In erster Linie geht es darum, neue Quartiere für Flüchtlinge zu organisieren, diese entsprechend zu adaptieren und in der Folge die untergebrachten Flüchtlinge auch mit den notwendigen Gütern und Lebensmitteln zu versorgen.

Tausende neue Schüler

Wie die Schulen im anstehenden neuen Schuljahr mit der neuen Situation umgehen sollen, erläutert das Bildungsministerium in einem an die Landesschulräte adressierten Leitfaden. Neben Administrativem wie Schulbüchern, Lernsoftware und Klassenfahrten wird darin insbesondere auf den Unterricht in Muttersprachen und die Rücksichtnahme auf möglicherweise traumatisierte Schüler eingegangen. Dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Pflichtschullehrer, Paul Kimberger, sind Worte in einer Broschüre zu wenig. Er forderte im Ö1-Morgenjournal mehr Personal und also Geld für fachgerechte sprachliche und psychologische Betreuung. Überhaupt reagiere das Ministerium zu spät, so Kimberger, aus Kriegs- und Krisengebieten geflüchtete Lehrer hätten schon vor Monaten mit Sonderverträgen angestellt werden sollen. Während der Balkankriege in den 1990er-Jahren habe sich dieser Ansatz bewährt.

Rund 5000 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, die seit Ende des vergangenen Unterrichtsjahres als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, werden ihren ersten Schultag in einer der rund 28.000 Volks-, Haupt- oder Neuen Mittelschulen absolvieren. Die genaue Zahl je Schulsprengel kann das Ministerium nicht nennen, zu sehr fluktuierten die Aufenthaltsorte der Familien und der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zwischen Erstaufnahmezentren und Asylquartieren. Wie der Standard berichtete, sind Kinder mit nur "vorübergehendem Aufenthalt" von der Schulpflicht ausgenommen, haben aber das Recht auf Unterricht.

Umsiedlung aus Internaten

Jene Flüchtlinge, die derzeit noch in Internaten, Turnsälen und anderer schulnaher Infrastruktur untergebracht sind, müssen noch vor Schulbeginn umquartiert werden. In Salzburg etwa sind 460 Menschen betroffen, rund 160 sind bereits in von Caritas, Rotem Kreuz und Diakonie zur Verfügung gestellte Unterkünfte umgezogen.

Während laut einer Erhebung der Zeit im Bild weiterhin fast zwei Drittel der österreichischen Gemeinden noch keine Asylwerber beherbergen, bleibt Österreich nach wie vor begehrtes Fluchtziel. Gleich fünf Schlepper, die in zwei Fahrzeugen 34 syrische Flüchtlinge über die Grenze gebracht hatten, wurden bei einer Kontrolle auf der Ostautobahn bei Schwechat festgenommen. Etwa hundert Flüchtlinge werden derzeit pro Tag allein in Oberösterreich aufgegriffen, deshalb wurde in die Ausbildung angehender Polizisten ein Zusatzmodul "Asylwesen" aufgenommen, bestätigte die Landespolizeidirektion.

Für Kritik in sozialen Netzwerken sorgte indes ein Beitrag des Freiheitlichen Akademikerverbands Salzburg, der auf seiner Website "Arbeitslager" für Ausweislose und Abzuschiebende vorschlägt. "Millionen Neger", die nach Europa drängen würden, "bringen ihren Haß (sic) auf uns Weiße nach Europa mit", heißt es in dem Text. (APA, völ, mcmt)