Bei manchen offiziellen Veranstaltungen sieht man spätabends noch die dicken Dienstautos samt Chauffeuren vor dem Veranstaltungsort stehen und denkt sich: Das gibt wieder schöne Überstunden. Die Vermutung ist richtig. So kommt ein Chauffeur im Bereich der verstaatlichten Industrie auf 110.000 Euro im Jahr.

Das weiß man, weil die neue Chefin der Staatsholding Öbib, Martha Oberndorfer, ihren vom Vorgänger geerbten Chauffeur jetzt gekündigt hat. Sie kann ins Finanzministerium, dem die Öbib untersteht, oder zu den sämtlich in Wien gelegenen Beteiligungsbetrieben Post, Telekom, OMV und Casinos selbst fahren. Oder gar mit den Öffis. Und bei längeren Abendterminen mit dem Taxi.

Als die Öbib noch ÖIAG hieß, legte man Wert auf standesgemäße Transportmöglichkeiten. Und auf allerlei Privilegien, wie sie immer wieder gern im staatlichen oder staatsnahen Bereich anfallen: Bonifikationen, die die Gehälter um 30 bis 40 Prozent anheben, Betriebsvereinbarungen, die keine Kernarbeitszeit (Anwesenheitspflicht) im Büro kennen. Durchschnittsgehälter (ohne Vorstand) höher als im Paradies Nationalbank.

Die neue Chefin will das alles zurückstutzen. Die kuscheligen Zustände, die sich lustigerweise ein erzkonservativer Aufsichtsrat und die Gewerkschaften ausgeschnapst haben, sollen geändert werden. Ein etwas anderes Kapitel in der Saga von der "Verteilungsgerechtigkeit". (Hans Rauscher, 26.8.2015)