Der Tafelberg mit den strahlenartigen Hangstrukturen befindet sich zwischen mehreren Kratern auf der südlichen Hemisphäre von Ceres.

Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

In der Mitte des Kraters Gaue (untere Bildhälfte), dessen Durchmesser etwa 84 Kilometer beträgt, ist der Untergrund teilweise eingesunken. Das deutet darauf hin, dass Ceres aus unterschiedlichen Schichten aufgebaut ist.

Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Scharfkantiger Bergrücken in der Mitte des Kraters Ugadama auf der Südhalbkugel von Ceres (links unten im Bild).

Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Göttingen/Wien – Seit 2007 ist die Nasa-Raumsonde Dawn mit dem Ziel unterwegs, Objekte im Asteroidengürtel zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter zu erforschen. Im März dieses Jahres schwenkte sie in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres ein, um nach der Kartografierung seiner Oberfläche Daten über die Bodenchemie zu sammeln.

Vergangene Woche erreichte die Sonde ihre letzte Zwischenetappe, ehe sie im Dezember auf wenige Hundert Kilometer an Ceres herangeführt werden soll: Sie kreist nun in einer Entfernung von nur noch 1.470 Kilometern um den Zwergplaneten. Jetzt veröffentlichte die Nasa die ersten Aufnahmen aus der neuen Umlaufbahn: Mit einer Auflösung von 140 Metern pro Pixel erlauben sie den bisher detailliertesten Blick auf die ferne Welt.

Strahlende Steilhänge

Die Bilder offenbaren neben zahlreichen Kratern und schroffen Bergrücken auch eine tafelbergartige Erhebung, die auf der Südhalbkugel des Zwergplaneten etwa sechs Kilometer in die Höhe ragt. Die Details sind rätselhaft: Die Hänge des Berges fallen steil und glatt ab und sind von hellen, strahlenartigen Strukturen überzogen.

Wie dieser Berg entstanden ist und ob es einen Zusammenhang mit dem großen Krater gibt, der direkt an seine Südseite grenzt, werden wohl erst Daten aus noch geringerer Distanz zeigen. "Möglicherweise handelt es sich bei den hellen Strahlen um Fließstrukturen", vermutet Martin Hoffmann vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, der im Kamerateam der Mission arbeitet.

Eisschmelze durch Impakt?

Denn vieles deutet darauf hin, dass sich unter Ceres' Oberfläche eine Schicht aus gefrorenem Wasser befindet. Wenn das stimmt, wäre es denkbar, dass Eis durch Einschläge teilweise freigelegt wurde. Die Hitze eines Impakts könnte aber auch unterirdisches Eis aufschmelzen und an die Oberfläche fließen lassen, wo es erneut gefrieren würde.

Handelt es sich also um Eis oder Spuren fließenden Wassers? Es ist bei weitem nicht das erste Rätsel, das Ceres aufgibt. Mysteriöse weiße Flecken waren etwa schon auf Bildern aufgetaucht, die Dawn aus 145.000 Kilometern Entfernung aufnahm – theoretisch könnte es sich dabei um dasselbe Phänomen handeln. Von den betreffenden Regionen liegen noch keine aktuellen Aufnahmen vor, doch das wird sich bald ändern. (dare, 27.8.2015)