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Die getöteten Journalisten Alison Parker und Adam Ward.

Foto: REUTERS/WDBJ7

Richmond – Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Fernsehjournalisten während einer Livesendung in den USA hat der mutmaßliche Täter Selbstmord begangen. Nach einer Polizeikontrolle sei der 41-Jährige geflüchtet, dabei aber verunglückt und habe sich in seinem Auto erschossen, teilte die Polizei mit.

Der mutmaßliche Schütze, offenbar ein frustrierter ehemaliger Kollege der Fernsehjournalisten, war bei einem Liveinterview in einer Morgensendung des Senders WDBJ7 im Bundesstaat Virginia aufgetaucht. Mit Schüssen aus nächster Nähe tötete er die 24-jährige Reporterin Alison Parker und den 27-jährigen Kameramann Adam Ward.

Live auf Sendung

Das Drama konnten die Zuschauer live mitverfolgen: Parker interviewte gerade lächelnd in einer Ferienanlage in Moneta ein Frau über Tourismus, als Schüsse und Schreie zu hören waren. Die Kamera fiel zu Boden, filmte aber weiter: Es fielen noch mindestens acht weitere Schüsse, und das verschwommene Bild des Schützen tauchte auf, bevor der Sender zu der geschockten Moderatorin ins Studio schaltete.

Der Schütze stellte später Videos der Tat ins Internet. Das Twitter-Konto @bryce_williams7, auf dem das Video zu sehen war, wurde nach kurzer Zeit gesperrt. Unter diesem Namen hatte Vester Lee Flanagan für den Sender gearbeitet.

Manifest per Fax

Der Täter schickte offenbar eine Art Manifest an den Sender ABC, der dieses nach eigenen Angaben per Fax zwei Stunden nach der Tat erhielt. Darin beschreibe der Autor, dass er als Schwarzer und Homosexueller "Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Schikanen bei der Arbeit" erleiden musste. Nach der Schießerei in einer Kirche in Charleston im Juni, bei der neun Schwarze getötet wurden, sei das in Wut umgeschlagen.

Flanagan wurde später von der Polizei in einem Fahrzeug aufgespürt, wollte sich aber nicht kontrollieren lassen. Er habe sich geweigert anzuhalten und beschleunigt, berichtete Rick Garletz von der Polizei Virginias. Wenig später sei Flanagan von der Straße abgekommen und mit einer Schusswunde, die er sich selbst zugefügt habe, aufgefunden worden. Im Krankenhaus sei er gestorben.

Interviewpartnerin verletzt

Der Leiter von WDBJ7, Jeffrey Marks, hatte kurz nach der Tat live den Tod seiner Mitarbeiter bekanntgegeben. Die Verlobte des Kameramanns habe vom Kontrollraum aus die Schüsse miterleben müssen. Parkers Freund Chris Hurst, der als Moderator ebenfalls für WDBJ7 arbeitet, erklärte auf Twitter, er sei "wie betäubt". Er und Parker hätten heiraten wollen. Auch die Interviewpartnerin des Fernsehteams wurde durch Schüsse schwer verletzt.

Das Weiße Haus rief den Kongress auf, endlich Gesetze zur strengeren Waffenkontrolle zu beschließen. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton forderte auf Twitter, "die Gewalt mit Handfeuerwaffen zu beenden". (APA, 26.8.2015)