Jerusalem – Nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkindes und seines Vaters bei einem Brandanschlag im Westjordanland hat der israelische Inlandsgeheimdienst richterliche Anordnungen gegen zehn radikale Siedler erwirkt. "Wegen mehrerer kürzlich begangener Terrorakte, teils mit tödlichem Ausgang, sind auf Antrag des Shin Bet Verfügungen gegen zehn Aktivisten ergangen", erklärte der Geheimdienst am Sonntag.

Die Maßnahmen beträfen nächtliche Hausarreste, Aufenthaltsverbote im Westjordanland, "insbesondere in illegalen Siedlungsaußenposten wie Habaladim, von wo die Attacken ausgingen".

Wohnhäuser angezündet

Habaladim liegt am Rande der israelischen Siedlung Kokhav Hashahar im Norden des besetzten Westjordanlands. Es ist etwa zehn Kilometer vom Palästinenserdorf Duma entfernt, wo am 31. Juli nächtliche Angreifer zwei Wohnhäuser in Brand steckten. Ein eineinhalb Jahre alter Bub und sein Vater starben; die Mutter und ein vierjähriger Bruder erlitten schwerste Verbrennungen. Auf Anfrage wollte eine Sprecherin des Shin Bet nicht präzisieren, ob erwiesen sei, dass die radikalen Siedler aus dem Außenposten Habaladim zu diesem Brandanschlag aufbrachen.

Wegen der am Tatort hinterlassenen Sprühparolen wurden von Beginn an jüdische Siedler, die Anhänger einer messianischen Ideologie sind, hinter dem Anschlag vermutet. Nach Angaben des israelischen Onlineportals Y-net handelt es sich bei zwei der jetzt Verdächtigten um Minderjährige, die an der berüchtigten Talmud-Schule Od Yosef Chai in der Siedlung Yitzhar lernen. Drei weitere der aus dem Westjordanland verbannten Aktivisten lebten demnach in einem Außenposten am Ostrand der Siedlung Shilo, sieben Kilometer von Duma entfernt.

Keine Haftbefehle

Da die Ermittlungen andauern und eine genaue Zuordnung der Tat offenbar nicht möglich ist, wurden keine Haftbefehle gegen die zehn Verdächtigen erlassen, sondern bisher lediglich ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Gegen drei weitere junge Rechtsextremisten war Anfang des Monats eine zunächst sechsmonatige Verwaltungshaft verhängt worden.

Ihnen werden auch Verbindungen zu einer Gruppe zur Last gelegt, die zwischen April 2014 und heuer im Juni Brandanschläge auf mehrere christliche Kirchen und Klöster verübt hatte. Auch diese Aktivisten haben Verbindungen zur Talmud-Schule in Yitzhar und den dort lehrenden radikalen Rabbinern. (APA, 23.8.2015)