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Jeremy Corbyn bei einem Wahlkampfauftritt in Ealing.

Foto: AP/Alastair Grant

Seit einer Woche können Mitglieder und registrierte Unterstützer der britischen Sozialdemokraten entscheiden, wer nach dem Rücktritt Ed Milibands Parteichef werden soll. In den Umfragen führt Linkskandidat Jeremy Corbyn. Am Freitag kündigte Corbyn im "Guardian" an, er werde sich als Parteichef beim britischen und irakischen Volk für die Teilnahme am US-geführten Angriff auf den Irak entschuldigen. Er versprach, dass Labour unter seiner Führung "nie wieder unnötigerweise unsere Truppen ins Gefecht schicken" werde. Die Partei werde "nie wieder denselben Fehler begehen und sich über die Uno und internationale Gesetze hinwegsetzen", versprach er.

Die Unterstützung des Irak-Kriegs durch den damaligen Labour-Premierminister Tony Blair hat die Partei viele Wählerstimmen gekostet und ist auch zwölf Jahre danach noch ein dunkles Kapitel der Parteigeschichte.

Laut nicht unumstrittenen Zahlen des Projekts "Iraq Body Count" kamen in dem Konflikt 219.000 irakische Zivilisten ums Leben. Auf US-Seite lagen die Verluste bei 4.425, die britische Armee verlor 179 Soldaten.

"Nicht auf Chilcot warten"

Corbyns Kritik an Blairs Irak-Abenteuer nimmt wohl die Ergebnisse des seit Jahren unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsberichts zur britischen Beteiligung an dem Krieg vorweg. Der Bericht hatte ursprünglich bereits vor fünf Jahren erscheinen sollen, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, John Chilcot, lehnt aber eine Veröffentlichung ab, weil die darin genannten Personen das Recht hätten, zum Inhalt Stellung zu beziehen. Die Untersuchungskommission kostete die britischen Steuerzahler bis April 2014 umgerechnet 11,75 Millionen Euro.

Vor einer Woche kündigten die Familien von 29 Gefallenen an, Klage einzureichen, wenn das Dokument nicht bis Jahresende veröffentlicht wird. Corbyn äußerte nun die Ansicht, man müsse "nicht auf Chilcot warten", um zu wissen, dass Fehler begangen wurden.

Ex-Premierminister Blair hat sich bisher geweigert, sich für den Angriff auf den Irak zu entschuldigen. Vor dem Chilcot-Ausschuss äußerte er 2011 lediglich Bedauern für die Opfer. Auch der damalige Labour-Chef Ed Miliband wollte sich nicht entschuldigen, sondern bezeichnete den Krieg lediglich als "falsch".

Das Ergebnis der Labour-Abstimmung soll am 12. September bekanntgegeben werden. Neben Corbyn treten mit Liz Kendall, Andy Burnham und Yvette Cooper drei gemäßigte Kandidaten an. (bed, 21.8.2015)