Bild nicht mehr verfügbar.

Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye trug beim Besuch des Militärkommandos Uniform. Seoul ist bemüht, Entschlossenheit zu zeigen.

Foto: EPA/SOUTH KOREAN PRESIDENTIAL CHEONG WA DAE OFFICE

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein südkoreanischer Soldat an der Grenze zu Nordkorea.

Foto: AP/Ahn Young-joon

Bild nicht mehr verfügbar.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bei einem Notfalltreffen der Partei der Arbeit angesichts der Spannungen mit Südkorea.

Foto: REUTERS/KCNA

Am Freitag hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un seine Grenztruppen in volle Kriegsbereitschaft versetzt – genau einen Tag nachdem es zwischen Artillerieeinheiten der beiden Koreas zu einem Schusswechsel gekommen war. Zudem hat Nordkorea dem Süden ein Ultimatum gestellt: Sollten die an der Grenze aufgestellte Lautsprecheranlagen, mit denen das südkoreanische Militär Propaganda gen Norden sendet, bis zum Samstag um fünf Uhr Ortszeit nicht abgebaut sein, würden weitere Angriffe folgen.

Tatsächlich ist Kim Jong-un ein wahres Genie auf dem Feld der Public Relations: In zielsicherer Regelmäßigkeit zündet er rhetorische Raketen gegen seine "imperialistischen" Feinde. Dutzende Male drohte er bereits, Südkorea einem "Meer aus Feuer" gleichzumachen – wohl wissend, dass ihm mediale Aufmerksamkeit sicher ist. Für Nordkoreas Machtdemonstrationen ist das eine ungemein wertvolle Währung.

Dieses Mal jedoch folgte den verbalen Beschüssen ein ungewöhnlich heftiges Feuergefecht – der erste bewaffnete Konflikt seit 2010. Bereits am 4. August haben bei einer Landminenexplosion im Grenzgebiet zwei südkoreanische Soldaten ihre Beine verloren. Eine UN-Untersuchung machte den Norden verantwortlich.

Als Vergeltung hat Südkorea erstmals seit 2004 riesige Lautsprecheranlagen aufgestellt. Diese dienen als eine Art psychologischer Kriegsführung und senden etwa Erfahrungsberichte von Dissidenten aus.

Denkbar schlechter Zeitpunkt

Und diese Lautsprecher waren es auch, die Donnerstag zum Ziel wurden. Der Süden schoss zurück, das Schema ist klar: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Obwohl Südkorea angekündigt hatte, dem Ultimatum nicht nachgeben zu wollen, galt ein Kriegsausbruch am Freitag als unwahrscheinlich. Vieles deutet daraufhin, dass Nordkoreas Provokationen kalkuliert sind. Bei dem Feuergefecht wurden weder Soldaten noch Lautsprecher getroffen, was auf Warnschüsse schließen lässt.

Auch könnten ausgerechnet die am Montag begonnenen, US-südkoreanischen Militärübungen für eine Deeskalation sorgen. Die Militärpräsenz auf der koreanischen Halbinsel ist hoch wie nie – der Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung aus Sicht des Nordens also ungünstig. Zum Ablauf des Ultimatums stellte sich auch eine banale Frage: Am 15. August hat Pjöngjang seine Zeitzone eine halbe Stunde zurückgesetzt. Wann also läuft das Ultimatum ab? (Fabian Kretschmer aus Seoul, 22.8.2015)