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"Doping, Doping, Doping" – nichts sonst will Usain Bolt zu seinem großen Ärger in den vergangenen Wochen gehört haben.

Foto: EPA/WU HONG

Peking/Wien – Marathon am Samstag, 100 Meter am Sonntag, jeweils der Herren – die Entscheidungen über die längste und die kürzeste Laufdistanz bei den Weltmeisterschaften in Peking zählen angesichts immer neuer Dopingenthüllungen zu den umstrittensten. Hinter dem Thema Nummer eins tritt sogar die Tatsache in den Hintergrund, dass Chinas autoritäres Regime einmal mehr mit einem sportlichen Großereignis Imagepflege betreiben darf.

Selbst Superstar Usain Bolt, der seine Vorherrschaft über die kürzere Sprintstrecke durch einen mehrfach überführten Doper gefährdet sieht, ist des Themas überdrüssig. "Die Mehrzahl der Fragen ist über Doping. Das ist wirklich traurig. Es steht wirklich im Mittelpunkt. Alles, was ich in den vergangenen Wochen gehört habe, war Doping, Doping, Doping", sagte der Jamaikaner nach seiner Ankunft in Peking.

Bolt wird sich langsam daran gewöhnen müssen, denn der Ruch des Betrugs, der über dem "Vogelnest" genannten Olympiastadion wabert, ist nicht weniger übel als die Pekinger Luft. Er stinkt bereits Samstagfrüh beim Auftakt der 15. Welttitelkämpfe zum Himmel. Die Favoriten für den Marathon, in dem Edwin Kemboi Österreich vertritt, kommen aus dessen Geburtsland Kenia, allen voran Weltrekordler Dennis Kimetto und dessen Vorgänger Wilson Kipsang. Die Läufernation steht unter Generalverdacht, in den jüngsten Dopingenthüllungen von ARD und der Sunday Times wurde ihr wie Russland systematisches Doping unterstellt.

Erschreckende Zahlen

Laut einer Analyse von mehr als 12.000 Blutproben aus der Datenbank des Weltverbandes IAAF soll ein Drittel aller Medaillen in Ausdauersportarten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen von 2001 bis 2012 von Sportlern mit verdächtigen Blutwerten gewonnen worden sein. Insgesamt betreffe das 146 Medaillen, davon 55-mal Gold.

Mehr als auffällig waren die flottesten drei Sprinter dieser Saison. Justin Gatlin (33), einst gestärkt durch Testosteron und Amphetamine und dessen US-Landsmann Tyson Gay (33), der sich Steroide genehmigte, fordern wie Asafa Powell (32), der mit einem verbotenen Blutdruckmittel erwischt worden war, dessen jamaikanischen Landsmann Bolt.

Nach außen hin ließen den achtmaligen Weltmeister die Fragen nach seiner im Vergleich matten Saisonperformance relativ kalt. "Ich bin bereit", sagte Bolt vor seiner Rückkehr ins "Vogelnest", wo er 2008 seine ersten drei olympischen Goldmedaillen gewonnen hatte, denen 2012 in London drei weitere folgen sollten.

Bolt guter Dinge

Heute wird der Weltrekordler 29 Jahre alt, ist also noch immer deutlich jünger als seine Herausforderer. Dennoch eilte Bolt der Ruf nach Peking voraus, ein wenig in die Jahre gekommen zu sein und dass es ihm für seinen Laufstil an jugendlicher Spritzigkeit fehle. "Ich habe gut trainiert und bin in starker Form", sagte der Schützling von Coach Glen Mills, der mit ihm durchaus glücklich sei: "Das ist ein gutes Zeichen."

Man habe am Start gearbeitet, zumal die ersten 50 Meter zuletzt sein Schwachpunkt gewesen seien. Beim Diamond-League-Meeting Ende Juli in London sprintete er im Vorlauf und im Finale jeweils 9,87 Sekunden – eine späte Formbestätigung.

Die 9,74, die Gatlin als Saisonbestzeit vorzuweisen hat, schrecken Bolt nicht. Und die Vergangenheit von "Gatlin Gunn" sei ihm einerlei: "Es gibt Regeln. Er kann zurückkommen, er darf wieder laufen. Das geht mich nichts an." Er habe mit sich selbst genug zu tun, etwa mit seiner Ernährung. Keine Rede mehr von Yamswurzeln, aber auch nicht von Chicken-Nuggets, die er gerne hat. "In China gibt es nun Huhn, Reis, Beef, all das Zeug." (sid, APA, lü, 20.9.2015)