Regisseur und Ehemann mit Hingabe zu Callgirls: Owen Wilson und Imogen Poots treffen sich in Peter Bogdanovichs Komödie "Brodaway Therapy (She's Funny That Way)" auf mehreren Ebenen wieder.



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Klassizist: US-Regisseur Peter Bogdanovich.

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Wien – Arnold Albertson ist ein Wiederholungstäter. Der Theaterregisseur nutzt seit langem seine zahlreichen Hotelaufenthalte dazu, sich mit Escortdamen ein paar schönen Stunden hinzugeben. Doch sein Interesse geht über Sex hinaus. Denn Arnold gibt sich gerne als gönnerhafter Charmeur aus, er verspricht den Frauen, einen großzügigen Scheck auszustellen, wenn sie ihre lasterhafte Profession ein für alle Mal beenden. Immerhin hält er diese Zusagen auch ein. Wiedersehen will er keine von ihnen.

Eben jener Arnold Albertson, den Owen Wilson mit gewohnt bubenhaftem Charisma verkörpert, steht auch am Anfang der Laufbahn von Isabella Patterson (Imogen Poots), die es zur Berühmtheit geschafft hat. In Peter Bogdanovichs She's Funny That Way (Broadway Therapy) werden wir mit den turbulenten Verwicklungen konfrontiert, welche die Brooklyner Gelegenheitsprostituierte mit goldenem Herzen zum Broadway-Nachwuchsstar werden lassen. Eine Therapeutin (Jennifer Aniston), die ihr Herz auf der Zunge trägt, ein flamboyanter Theatergeck (Rhys Ifans) und Arnolds resolute Ehefrau (Kathryn Hahn) – ebenso Schauspielerin – gehören zur weiteren illustren Aufstellung dieser Backstage-/Hotelzimmerkomödie. Es geht darin, Tür auf, Tür zu, weniger um kreative als um romantische Energien – vielleicht ist das aber auch dasselbe.

Der 76-jährige Bogdanovich, ein Veteran des New-Hollywood-Kinos, lebt mit She's Funny That Way, seinem ersten Film seit 14 Jahren, endlich wieder seine Liebe zur klassischen Screwball-Komödie aus. Das Skript verfasste er gemeinsam mit seiner Exfrau Louise Stratten bereits Ende der 1990er-Jahre, dann machten jedoch der jähe Tod seines Hauptdarstellers John Ritter und finanzielle Probleme das Projekt unmöglich.

"John war ein unglaublich physischer Schauspieler", erzählt Bogdanovich im nächtlichen Telefongespräch aus Los Angeles. "Erst als ich Owen Wilson traf und wir uns auf Anhieb verstanden, schien der Film wieder möglich. Allerdings ist Owen mehr auf Verbales als auf Visuelles konzentriert, wir mussten also etwas auf Slapstick verzichten. Doch er hat wunderbare Ersatzangebote geliefert, Owen besitzt eine fast altmodisch wirkende Star-Personality."

Der von Regiefreunden Wes Anderson und Noah Baumbach produzierte Film atmet auch selbst den Geist einer vergangenen Ära. Für Bogdanovich ist das freilich nichts ganz Neues, war doch schon Is' was, Doc? (What's Up, Doc?), einer seiner größten Erfolge von 1972, unzeitgemäß. Die rasante Dynamik, mit der Barbra Streisand als chaotische Muse in das Leben eines verklemmten Musikologen (Ryan O'Neal) eindringt und nicht nur Herzen, sondern auch Hotelzimmer entflammt, die ins Absurde hochgeschraubte Typenkomik sowie die Verwechs-lungsdynamiken – all das hat sein Vorbild im Hollywoodkino der 1930er-Jahre.

"Warner Brothers kam damals auf mich zu, um mir einen Film mit Barbra Streisand vorzuschlagen. Das Drehbuch gefiel mir jedoch nicht, die Idee, mit Streisand zu arbeiten, schon", erinnert sich Bodanovich. "Ich sagte also, ich will eine Screwball-Comedy mit ihr drehen. In drei Wochen fertigten wir mit David Newman, dem Autor von Bonnie and Clyde, einen Entwurf. Der war nur O.K., so wie meine Überarbeitung dann auch – Buck Henry hat dem Buch erst den nötigen Schliff gegeben."

"Screwball-Comedies – remember them?", lautete schon damals das Motto. Doch Bogdanovich, der als Filmkritiker gearbeitet hatte, bevor er ins Regiefach wechselte, ging es nie um die Idee einer Hommage: "Ich wollte ein Genre, das mich beeinflusst hatte, bewusst weiterführen. Ich mag diese Filme, ihre Eleganz, ihren Wahnwitz: Bringing Up Baby, Twentieth Century, It Happened One Night, es gibt so viele, Preston Sturges' The Lady Eve oder Leo McCareys The Awful Truth – McCarey kann in einer Szene von der Komödie ins Drama wechseln."

"No juicy titbits"

Darüber, wie der von unterschiedlichen Temperamenten bestimmte Cast von She's Funny That Way zur Einheit wurde, gibt Bogdanovich nur wenig preis. Alle hätten sich gut verstanden, die Arbeit sei leicht gefallen: "No juicy titbits" – keine pikanten Details. Er weiß, dass Komödien seit jeher mehr Freiheiten garantieren, um Rollen und gesellschaftliche Werte zu torpedieren. Für den neuen Film gilt dies vielleicht etwas weniger, da Schauspieler ohnehin anderen Regeln folgen.

"In Komödien kommt man mit viel mehr durch", resümiert Bogdanovich. Die jüngeren Ableger seien ihm aber viel zu offensichtlich: "Witze mit Körperflüssigkeiten sind schockierend, aber nicht komisch. Ich bin sehr stark von Georges Feydau beeinflusst, dem Erfinder der ,bedroom farce'." Da gehe es mehr um das delikate Zusammenspiel unterschiedlicher Wirklichkeiten – im Bett oder auch anderswo. (Dominik Kamalzadeh, 20.8.2015)