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Sebastian Coe (links) und Sergej Bubka stärkten Präsident Lamine Diack seit 2007 den Rücken. Das macht sie auch verdächtig.

Foto: ap/sohn

Peking – Am Samstag heben die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking an. Eine länger nachwirkende Entscheidung fällt in der ehemaligen (Sommer 2008) und kommenden (Winter 2020 ) Olympiastadt aber schon am Mittwoch. Die Sportidole Sebastian Coe und Sergej Bubka rittern um das Präsidentenamt im Weltverband (IAAF) und also um die Nachfolge von Lamine Diack (82).

Der greise Senegalese war 16 Jahre im Amt – stets von Korruptionsvorwürfen begleitet. Zur Entwicklung der olympischen Kernsportart trug der ehemalige Weitspringer aus Dakkar, der wie sein Amtskollege vom Fußball, Sepp Blatter, vor allem um den Ausbau seiner Hausmacht besorgt war, so gut wie nichts bei. Auch der Kampf gegen Doping lag Diack nie wirklich am Herzen, ja gegen Ende seiner Herrschaft, angesichts der jüngsten einschlägigen Enthüllungen, verspielte er die Glaubwürdigkeit seines Verbandes nahezu vollends.

Sein Nachfolger, Coe oder Bubka, wird in Scherben geradezu waten. Beide streben die zweifelhafte Ehre, den Verband zu sanieren und die Glaubwürdigkeit einer ganzen Sportart wiederherzustellen, mit jenem fast fanatischen Eifer an, der sie schon als Aktive ausgezeichnet hatte.

Lord und Ringe

Coe (58), zweimaliger Olympionike über 1500 Meter, einst Weltrekordler über die längste Mittelstrecke und über 800 Meter, hat sein Organisationstalent als "Mister Olympia 2012" bewiesen. Den Londoner Spielen diente der ehemalige konservative Unterhausabgeordnete, schon 2000 zum Life Peer erhoben und seither als Baron dem House of Lords angehörend, erst als Botschafter und dann als Organisationschef. Seit 2007 ist Coe Vizepräsident des Weltverbandes.

Zeitgleich mit dem Londoner rückte Sergej Bubka zum Stellvertreter von Amtsinhaber Diack auf. Der einfache Olympionike aber zehnmalige Weltmeister war der erste "Sechs-Meter-Mann" der Geschichte des Stabhochsprungs. Wie bei seinen 35 Weltrekorden in der Halle und im Freien, die er eingedenk der Prämien am liebsten um nur einen Zentimeter verbesserte, bewies der Ukrainer auch abseits der Sprunganlage seinen Geschäftssinn. Der 51-Jährige aus Luhansk saß als Gefolgsmann von Ex-Ministerpräsident Wiktor Janukowytsch im Parlament. In dieser Zeit verdiente er auch als Banker Millionen. Sein Vermögen soll mehrere Hundert Millionen Dollar betragen.

Im Gegensatz zu Coe gehört Bubka dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bereits an. Der Doktor der Pädagogik und der Sportwissenschaft war einer der Konkurrenten von Thomas Bach bei dessen Wahl zum Nachfolger des Belgiers Jacques Rogge als IOC-Präsident.

Kopf an Kopf

Bis vor wenige Wochen galt Coe als klarer Favorit für die Wahl, allerdings hat sich der Baron zuletzt zum Thema Doping etwas vergaloppiert, indem er jüngste Medienenthüllungen als "Kriegserklärung" an seine Sportart interpretierte. Er plädiert für eine völlig unabhängige Anti-Doping-Organisation für die IAAF, während sich Bubka bei der Verfolgung einer "Null-Toleranz-Politik" für eine forcierte Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur ausspricht. Sicherheitshalber hat er sich auch für den Posten des IAAF-Vizes neu beworben. (lü – 18.8. 2015)