Strache war wie immer. Auch in diesem "Sommergespräch" mit Rekordbeteiligung ganz knapp unter der Zuseher-Million.

Ein gut gecoachter Rechtspopulist, für den es im Moment traumhaft läuft, weil die aktuellen Themen wunderbar zur Grundbefindlichkeit der FPÖ passen. Das ist nicht nur das Asyl- und Flüchtlingsthema, sondern (damit auch indirekt verwoben) die Abstiegsängste vieler Österreicher, gerade auch jener in der Mittelschicht.

Dass so viele Strache sehen wollten, ist wahrscheinlich kein gutes Zeichen. Es bedeutet wohl, dass er jetzt als Alternative zur regierenden Schwachmannschaft ernster genommen wird. Dass viele "sich jetzt ein genaueres Bild von ihm machen wollen", auch jene, die im Grunde ihres Herzens wissen, dass der Mann und seine Partei nicht regierungsfähig sind.

Rechtspopulismus ist nirgends regierungsfähig, und bei uns schon gar nicht, das hat das schwarz-blau/orange Experiment von 2000 bis 2006 zur Genüge bewiesen. Doch die Erinnerung an die Mischung aus Korruption und Inkompetenz, die vor allem für den blaue/orangen Regierungspart geradezu genetisch war, beginnt zu verblassen.

Es wird allerdings wohl weder einen fliegenden Wechsel von einer Regierungspartei zur FPÖ noch vorzeitige Neuwahlen geben. Einfach weil beides für die Regierungspartei, die das in die Wege leitet, Selbstmord wäre.

Außerdem stellt sich trotz oder eher wegen Straches dauerndem Anspruch auf Kanzler, Bürgermeister und was sonst noch alles ernsthaft die Frage, ob Strache jemals wirkliche Regierungsverantwortung will. Da müsste er, in jeder Position, echt was arbeiten und würde bald mitverantwortlich gemacht für die schlechte Entwicklung der Wirtschaft (von der er null versteht), für die Arbeitslosigkeit und die schlechte Budgetlage. Als Kanzler würde er zunächst auf Schulden Wahlzuckerln verteilen, unumgängliche Einsparungen unbedingt vermeiden und stünde dann bald vor einem veritablen Finanzierungsproblem. Strache als Kanzler oder auch als Bürgermeister ist der sichere Weg, dass die "Troika" nach Griechenland nächste Station in Österreich macht.

Dennoch ist die Tatsache, dass eine rechtspopulistische Partei solchen Erfolg (vorläufig in den Umfragen) hat, unangenehm und hemmend. Die Regierenden trauen sich aus Angst nichts zu unternehmen. Außerdem stellt sich die Frage nach der Grundverfassung eines Drittels der wahlberechtigten Österreicher.

Dass bisher gegen Strache und die FPÖ kein Kraut gefunden wurde, heißt nicht, dass es das nicht gibt. Strache ist in der Offensive. Warum lässt man ihn? Wer sucht aktiv, beinhart die Auseinandersetzung? Es würde ja schon ein polemisch begabtes, ernstzunehmendes Regierungsmitglied genügen, um ihm die Schneid abzukaufen. Strache ist kein genialer Politiker, das weiß er selbst am besten. Es würde aber auch genügen, dass die Regierung Kompetenz und Entscheidungsfreudigkeit vermittelt. Vielleicht ist das Durchgriffsrecht gegen störrische Gemeinden als Asylquartiergeber ein erster Hoffnungsstrahl. (Hans Rauscher, 18.8.2015)