Bier, Wein und Schnaps enthalten mehr Kalorien als Konsumenten denken. Doch im Gegensatz zu anderen Getränken muss die Kalorienzahl auf den Flaschen nicht deklariert werden.

Foto: Matthias Cremer

Brüssel/Wien – Immer mehr große europäische Brauereikonzerne geben die Kalorien ihres Gebräus auf dem Gebinde an. Die Branche nimmt damit quasi eine Verordnung vorweg, die möglicherweise bald in Kraft tritt. Das EU-Parlament hat nämlich die EU-Kommission aufgefordert, eine Vorschrift zu erlassen, dass der Nährwert und die Inhaltsstoffe von Alkohol auf Gebindeetiketten angegeben werden müssen – so, wie diese Informationen auf Lebensmitteln bereits verpflichtend sind.

Durch die Angabe der doch recht hohen Kalorienanzahl, die Alkohol in der Regel hat, hofft man in Brüssel auf eine Abschreckwirkung. Solche Nährwertangaben werden im Kampf gegen Alkoholmissbrauch, insbesondere bei Jugendlichen, als hilfreich angesehen.

"Doppelte Arbeit"

Dieser Vorschlag, der im Frühjahr formuliert wurde, stößt bei Österreichs Herstellern alkoholischer Getränke auf wenig Begeisterung. "Selbst kleine Winzer müssten unzählige Nährwertanalysen machen lassen", kritisiert Josef Glatt von der Landwirtschaftskammer.

Ähnlich der Tenor im Verband der Brauereien. Für die vielen kleinen Bierbrauereien, die in den letzten Jahren entstanden sind, wäre dies eine Belastung, erklärt Jutta Kaufmann-Kerschbaum, Geschäftsführerin des Verbands der Brauereien Österreichs. Dass diese, dem Beispiel der Großbrauereien folgend, auch freiwillig den Nährwert ihres Gebräus auf den Flaschen anführen, davon rät sie ab. Denn zum derzeitigen Zeitpunkt wisse man nicht, wie und ob die EU-Kommission diesen Vorschlag des EU-Parlaments umzusetzen gedenke. "Das ist vielleicht doppelte Arbeit."

Glatt kritisiert das Vorpreschen der Großen. "Sie sagen in Brüssel: Seht her, wir machen das vorbildhaft und haben kein Problem mit einer entsprechenden Verordnung. Und für die vielen kleinen Winzer bedeutet das eine große Belastung." Die Gefahr sei, dass "Konzernbiere und Konzernweine" übrigblieben. (Johanna Ruzicka, 18.8.2015)