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US-Präsident Barack Obama (links) und Chinas Präsident Xi Jinping bei einem Besuch des Amerikaners in Asien im November 2014.

Foto: EPA / HOW HWEE YOUNG

Washington – Ein Bericht über den angeblichen Einsatz chinesischer Geheimagenten in den USA sorgt für Unmut im bilateralen Verhältnis. Wie die "New York Times" am Sonntag (Ortszeit) berichtete, sollen die Agenten in den USA ansässige Chinesen zur Rückkehr drängen. Peking sprach am Montag von Kriminellen, die in die USA geflohen seien, und forderte Washington auf, mit "Ernsthaftigkeit" zu kooperieren.

Wie die US-Zeitung berichtete, ist es das Ziel Pekings, mit den Geheimaktionen chinesische Staatsbürger, die wegen Korruption oder anderer Vergehen gesucht würden, zurück nach China zu schicken. Das US-Außenministerium habe China in den vergangenen Wochen offiziell aufgefordert, diese Aktivitäten einzustellen, hieß es. Die "New York Times" berief sich auf namentlich nicht genannte US-Beamte.

Verdeckte Ermittlungen

Der Zeitung zufolge sind die chinesischen Agenten nicht als Spione im Einsatz, sondern als verdeckte Ermittler für das chinesische Ministerium für öffentliche Sicherheit. Sie reisten demnach offenbar mit Touristen- oder Handelsvisa in die USA ein. Zu ihrer Taktik gehörten etwa Drohungen an Familienmitglieder. In den vergangenen Monaten hätten die Agenten ihr Vorgehen verstärkt. Das US-Außenministerium äußerte sich nicht zu dem Bericht.

Wie die "New York Times" unter Berufung auf das chinesische Ministerium für öffentliche Sicherheit weiter berichtete, wurden im Rahmen des "Operation Fuchsjagd" genannten Programms seit dem vergangenen Jahr mehr als 930 Verdächtige weltweit nach China zurückgebracht. Bei den Gesuchten soll es sich um prominente Chinesen handeln, die etwa wegen Wirtschaftskorruption oder aus Sicht Pekings wegen "politischer Vergehen" gesucht werden.

Chinesische Staatsmedien kritisierten das Verhalten der USA. Bei den angeblichen Agenten handle es sich um Gesetzeshüter, und sie seien angewiesen worden, die USA unverzüglich zu verlassen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Dieses Vorgehen zeige, dass es den USA an "Ernsthaftigkeit" fehle.

Die beiden Länder hätten vereinbart, im Kampf gegen Korruption zusammenzuarbeiten, hieß es in dem Beitrag von Xinhua. Die USA müssten daher "dieses Problem klären". Das Land dürfe "unter keinen Umständen ein sicherer Hafen für chinesische Kriminelle" werden.

Die Beziehungen zwischen Washington und Peking gelten derzeit ohnehin als angespannt. So sieht Washington etwa Chinesen hinter den zahlreichen Hackerangriffen auf Unternehmen und Behörden in den USA. Weitere Streitpunkte sind die Menschenrechtslage in China sowie die jüngsten Währungsabwertungen. Das Thema Agenten laufe Gefahr, den Besuch Xis weiter zu "komplizieren", hieß es.

Im September wird der chinesische Präsident Xi Jinping zu einem Staatsbesuch in Washington erwartet. Erst kürzlich hieß es, dabei werde auch das Thema Cyberspionage auf dem Programm stehen. (APA, 17.8.2015)