Wien/Traiskirchen – Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe in der Asylfrage nichts als "Chaos und menschenverachtende Zustände" geschaffen. "Wenn sie wollte, könnte sie den humanitären Skandal im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen von heute auf morgen beenden", sagte Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ). derStandard.at interviewte den Ortschef am Freitag im Rahmen einer Live-Reportage aus Traiskirchen.

Dass das "Pulverfass nicht entschärft" wird und dass die Situation "am Kochen gehalten wird", lege den Schluss nahe, dass es um politische Interessen geht. Diese Machtspielereien seien letztklassig.

Teil 1 des Interviews.
derstandard.at/von usslar

Zur verheerenden Kritik im am Freitag vorgestellten Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die das Flüchtlingslager vergangene Woche inspiziert hatte, sagte Babler: "Es ist eine internationale Schande, dass solche Berichte überhaupt erstellt werden müssen."

Österreich habe es nicht nötig, solche Skandale zu produzieren. "Wir hätten die Möglichkeit, alle Menschen gut unterzubringen." Stattdessen werde den Menschen das Gefühl gegeben, dass sie unerwünscht seien, dass sie kein Recht hätten, gut versorgt zu werden. "Politik, die Menschen direkt Schaden zufügt, ist das Abartigste."

Teil 2 des Interviews.
minkin

Babler zeigte sich auch enttäuscht von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Wenn man merke, dass ein Regierungsmitglied der Verantwortung nicht nachkommen kann, müsse man Konsequenzen ziehen. Der Bundeskanzler solle der Innenministerin die Zuständigkeit endgültig entziehen. (red, 15.8.2015)