Brasilia – Der UNO-Sonderberichterstatter für Folter hat Brasilien vorgeworfen, in Strafvollzugsanstalten systematisch Folter anzuwenden. "Wir haben viele glaubwürdige Zeugenaussagen von Menschen erhalten, die in der ersten Phase ihrer Inhaftierung unter Einsatz von Zwang oder gar unter Folter befragt wurden", sagte Juan Mendez am Freitag bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Brasilia.

Die Vielzahl der Fälle führe zu dem Schluss, dass es sich um ein "strukturelles" Problem handle, sagte der UNO-Berichterstatter, der eine Kultur der "Straflosigkeit" kritisierte.

Mendez hatte knapp zwei Wochen lang in fünf Teilstaaten unangekündigt Gefängnisse, Polizeiwachen, Jugendhaftanstalten und psychiatrische Krankenhäuser inspiziert. Zeugen hätten ihm dabei von Schlägen und Elektroschocks berichtet, sagte er. Auch sei ihr Kopf unter Wasser gedrückt worden. "Die Fälle sind selten Gegenstand von Ermittlungen oder Anzeigen und noch seltener werden sie bestraft. Dies weist auf ein hohes Maß an Straflosigkeit hin", sagte Mendez.

Mit mehr als 600.000 Häftlingen liegt Brasilien weltweit auf dem vierten Platz bei der Zahl der Gefangenen. (APA, 15.8.2015)