Bild nicht mehr verfügbar.

Birgit und Horst Lohmeyer vor ihrem Hof im Jahr 2011.

Foto: AP/Schreiber

Wismar – In einer Scheune auf dem "Forsthof" des für seinen Kampf gegen Rechtsextremisten bekannten deutschen Künstlerpaars Horst und Birgit Lohmeyer in Jamel ist in der Nacht zum Donnerstag ein Feuer gelegt worden. Derzeit sei von Brandstiftung als Ursache auszugehen, teilte die Polizei in Wismar mit. Zeugen wurden um Hinweise gebeten.

Die Polizei äußerte sich in ihrer Mitteilung nicht näher zur Identität der Hofbesitzer oder möglichen Motiven. Horst und Birgit Lohmeyer bestätigten dem Sender NDR 1 Radio MV am Donnerstag aber, dass es sich um ihre Scheune handelte. Beide äußerten nach Angaben der Redaktion außerdem den Verdacht, dass es sich um eine Tat von Rechtsextremen handele. Birgit Lohmeyer sagte demnach weiter, die Scheune stehe wenige Meter vom eigentlichen Wohnhaus entfernt. Es sei Glück, dass der Brand nicht darauf übergegriffen habe.

Musikfestival

Das Paar organisiert seit 2007 ein Open-Air-Musikfestival auf seinem Hof, um in dem kleinen Wohnort bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern gegen rechtsextreme Umtriebe und für Demokratie zu protestieren. Jamel gelangte zu trauriger Berühmtheit, weil sich dort gezielt Neonazis niederließen.

Wegen ihres Engagements gegen ihre größtenteils ganz offen rechtsextremen Nachbarn sind die Lohmeyers auch deutschlandweit bekannt. Bereits 2011 erhielten sie den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) will das Paar in wenigen Wochen mit ihrem Georg Leber-Preis für Zivilcourage ehren. Die Übergabe ist bei der diesjährigen Ausgabe des "Forstrock-Festivals" am 28. und 29. August geplant.

Besorgnis

Die mutmaßlich rechtsextremistisch motivierte Attacke löste bundesweit erhebliche Besorgnis aus. Die Präsidentin der jüdischen Gemeinde in München, Charlotte Knobloch, erklärte, sofern sich die Tat tatsächlich als eine politisch motivierte Aktion von Rechtsextremisten herausstellen sollte, wäre dies "ein erneuter fürchterlicher Beweis dafür, wie brandgefährlich im wahrsten Sinn des Wortes alte und neue Nazis sind".

In Deutschland hatte es zuletzt mehrere Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben, die allerdings noch nicht bezogen waren. In Freital bei Sachsen zerstörten mutmaßlich rechtsextremistisch motivierte Täter mit illegalen starken Böllern vor etwa zwei Wochen das Auto eines Stadtrats der Linken, der sich für Flüchtlinge einsetzte. Rechtsextreme und ihre Sympathisanten machten an manchen Orten außerdem massiv gegen Ausländer mobil und bedrohten Lokalpolitiker. (APA, 13.8.2015)