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Unter anderem entdeckten die Archäologen eine in einem Erdloch beigesetzte Frühgeburt.

Foto: APA/UNIVERSITÄT INNSBRUCK/INSTITUT FÜR ARCHÄOLOGIEN/FACHBEREICH AGUNTUM

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Als Grabbeigabe fanden die Forscher in einem der Kindergräber eine sogenannte Volutenschnauzenlampe .

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Die Ruinen der antiken Bauwerke und Stadtviertel des einstigen Municipium Claudium Aguntum sollen innerhalb von drei Jahren zu einem Archäologiepark ausbauen.

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Dölsach – Die einzige antike Römerstadt Tirols, Aguntum, wartet mit ungewöhnlichen Funden und einem Zukunftsprojekt auf. Heuer wurden bei Grabungsarbeiten im einstigen Municipium Claudium Aguntum in der Gemeinde Dölsach bei Lienz eine römische Münze sehr seltenen Typus und vier Kinderbestattungsrelikte gefunden, berichtet Grabungsleiter Michael Tschurtschenthaler. In den kommenden Jahren soll das Areal zu einem Archäologiepark ausgebaut werden.

Schon das dritte Jahr arbeitete das 20-köpfige Grabungsteam im heurigen Sommer unter der Leitung Tschurtschenthalers im Bereich des 3.000 Quadratmeter großen Forums, des Verwaltungszentrums Aguntums. Die vier Gräber aus der Frühzeit der römischen Stadt wurden in eben diesem Bereich des Forums, also im öffentlichen Raum der früheren Römerstadt entdeckt. "Die Römer haben Kleinkinder normalerweise im häuslichen Umfeld bestattet, aber nicht im öffentlichen Raum. Darum sind diese Funde sehr ungewöhnlich", erläuterte der Experte.

Unübliche Kinder-Bestattungen

Bei den Bestattungsfunden handelte es sich um einen Fötus, der in einem Erdloch vergraben wurde, zwei Kinder, die in Schottergruben hineingelegt wurden sowie um ein fünf Monate altes Kind, das zunächst auf einem außerhalb liegenden Platz verbrannt worden war und letztlich in einer kreisrunden Grube in der Stadt bestattet wurde. Letzteres sei ungewöhnlich, meinte der Grabungsleiter. Als Grabbeigabe fanden die Archäologen eine Öllampe aus Keramik, deren Bildfeld einen Löwen darstellt.

Ebenso erstaunlich sei der Fund einer Münze, die aus dem zweiten Jahrhundert stammen dürfte. Die Vorderseite trage das Porträt eines Kaisers, der Revers möglicherweise eine römische Wölfin. Dies Kombination sei selten gewesen und daher könne man nicht ausschließen, dass es sich um eine antike Fälschung handle, so Tschurtschenthaler.

Rätselhafter Ziegelkranz

Auch auf einen dritten Fund konnte der Wissenschafter der Universität Innsbruck verweisen. So habe man im Forum ein kreisrundes Gebilde mit einem Ziegelkranz nach außen und Steinen und Ziegeln im Inneren ausgegraben. Die genaue Funktion dieses Gebilde gelte es noch zu untersuchen. Es könnte sich eventuell um einen Ofen gehandelt haben, meinte der Experte. Die Feuerstelle soll noch aus der Zeit vor der baulichen Forumsgestaltung stammen.

Die heurigen Grabungsarbeiten, die noch bis Mitte August andauern, hätten vor allem zu einer Bestätigung des Bestehens verschiedener Bauphasen des Forums geführt. Die erste Phase müsse zwischen 30 und 50 unserer Zeitrechnung angesetzt werden. Diese ging in die Hauptbauphase Mitte des 1. Jahrhunderts über. Die spätere Umbauphase sei wahrscheinlich mit dem frühen 3. Jahrhundert zu datieren, erklärte der Grabungsleiter. Rund drei Viertel des Forums habe das Team bisher freilegen können. "Die Arbeiten im Bereich des Forums werden noch drei bis vier Jahre dauern", sagte Tschurtschenthaler. Nach wie vor nicht entdeckt wurden etwa eine heidnische Basilika oder Tempel.

Archäologischer Landschaftspark geplant

Unterdessen laufen auch abseits der Grabungen die Planungen für die Zukunft Aguntums auf Hochtouren. Die Ruinen der antiken Bauwerke und Stadtviertel sollen durch gezielte Baumaßnahmen hervorgehoben und aufgewertet werden, informierten die Verantwortlichen am Dienstag. Der Verein "Curatorium pro Agunto" will Aguntum als wertvolles Kulturgut innerhalb von drei Jahren zu einem Archäologiepark ausbauen. Durch gärtnerische und landschaftsökologische Interventionen soll eine gestaltete Ruinenstadt und ein ausgedehnter archäologischer Landschaftspark entstehen. Die sich um das Forum erstreckenden Stadtviertel etwa werden durch unterschiedliche Bepflanzungen und Gestaltungselemente unterscheidbar und unverwechselbar, hieß es. Das Projekt "Archäologischer Landschaftspark" sieht als Einzelmaßnahmen unter anderem die Ausweitung des Grabungsareals von bisher drei auf fünf Hektar sowie die Anlegung eines neuen Wegesystems vor. (APA/red, 16.8.2015)