Budapest – Die ungarische rechtskonservative Regierung will ihre nationale Plakatkampagne gegen Flüchtlinge auf andere Länder ausdehnen. Die Plakate sollen demnach auch in Syrien und Afghanistan aufgestellt werden, um die dortige Bevölkerung von einer Flucht nach Ungarn abzuhalten, wie das Klubradio am Donnerstag berichtete.

Laut dem Internetportal "index.hu" soll die Aktion im September beginnen und darüber informieren, dass an der Südgrenze Ungarns ein Drahtzaun gebaut wurde, um "illegale Migration" in das Land zu bremsen, aber auch um klarzustellen, dass die ungarische Regierung Migranten nicht mit offenen Armen empfängt.

Zeitungsinserate

Die ungarische Regierung habe nun erkannt, dass über das Internet, und vor allem Facebook, gegenwärtig nur kleine Gruppen der Bevölkerung erreicht werden können, sodass die Betonung auf Plakate und Zeitungsinserate verlegt werden müsste, die in mehreren Sprachen erscheinen sollen, so "index.hu". Das Pressebüro der Regierung wollte den Schritt auf Anfrage des Webportals nicht bestätigen, stritt aber eine solche Möglichkeit auch nicht ab.

Zugleich erinnerte es an das Ergebnis einer "Volksbefragung", laut der die Bevölkerung eine strengere Einwanderungspolitik wünschen würde. Die Regierung nutze deshalb alle Mittel, um den auf dem Land lastenden Migrationsdruck verringern zu können.

Hören erstmals von Ungarn

Laut "index.hu" ist die Idee der Plakatkampagne in dem 3.000 bzw. 6.000 Kilometer von Ungarn entfernt liegenden Syrien bzw. Afghanistan auch deswegen interessant, da die meisten Migranten den Namen Ungarn zum ersten Mal hören, wenn sie an die grüne Grenze des Landes gelangen. Ein Großteil der Schutzsuchenden würde zu Beginn ihrer Flucht nur eine vage Vorstellung von dem Weg, der vor ihnen liegt, haben. Viele von ihnen wissen nur, dass sie am Ende in Deutschland ankommen wollen.

Der Regierungschef Viktor Orbán hatte im Juni eine Plakataktion in Ungarn lanciert, mit der Asylwerber abgeschreckt beziehungsweise gewarnt werden sollen. "Wenn du nach Ungarn kommst, musst du unsere Kultur respektieren", lautet einer der Sprüche. Bis Ende August soll außerdem ein Drahtzaun an der Grenze zu Ungarn fertiggestellt sein. Dazu soll bis November noch ein vier Meter hoher Maschendrahtzaun entstehen. Täglich überqueren derzeit zwischen 1.000 und 1.800 Flüchtlinge laut Polizeistatistiken die Grenze zwischen Serbien und Ungarn. (APA, 13.8.2015)