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Zebras auf der Flucht: Vor Fliegen sind sie durch ihre Streifen allerdings besser geschützt als vor Löwen.

Foto: AP Photo/HO-World Wildlife Fund International - Martin Harvey

Cambridge – Die Hinweise verdichten sich, dass Zebras ihr auffälliges Streifenmuster zum Schutz vor Tsetsefliegen und anderen krankheitsübertragenden Insekten entwickelt haben. Für deren optische Wahrnehmung löst sich der Zebrakörper in Teilflächen auf, die den Insekten nicht als lohnenswerte Anflugziele erscheinen.

Für diese These spricht das geografisch unterschiedlich stark ausgeprägte Streifenmuster bei Zebras und nah verwandten Arten, das mit dem Verbreitungsgebiet der fliegenden Schädlinge korreliert. So hatte das vom Menschen ausgerottete Quagga aus Südafrika nur einen gestreiften Hals und Kopf, während beim Wildesel Nordafrikas nur die Beine gestreift sind. Wo die Fliegen zuhause sind, herrscht hingegen ein vollständiges Streifenkleid vor.

Ältere Erklärungen

Früher wurde das Streifenmuster vor allem als Tarnung betrachtet, obwohl es kaum eine auffälligere Erscheinung zu geben scheint als ein Zebra. Hitzeflimmern und ein Hintergrund aus hohem Gras sollen – angeblich – zusammen mit den Streifen einen Tarneffekt ergeben. Sonderlich überzeugend wirkt diese Erklärung jedoch nicht.

Eine andere Hypothese besagt, dass sich Zebras dadurch leichter Raubtieren entziehen können. Wenn beispielsweise eine Löwin in eine Zebraherde einfällt und die Tiere auseinanderstieben, finde sich die Jägerin plötzlich in einem sinnverwirrenden Wirbel aus Streifen wieder, der es ihr schwermache, ein einzelnes Zebra herauszugreifen. "Motion dazzle" nennt sich dieser Effekt im Englischen.

In Tierdokumentationen kann man diese Erklärung immer noch häufig hören. Forscher der Universität Cambridge erteilen ihr nun jedoch eine Absage. Sie haben die Wirkung von Streifen auf einen Jäger nämlich im Experiment überprüft. Zwar nicht mit Raubkatzen, sondern mit Menschen – aber die Ergebnisse waren dennoch eindeutig, wie das Team um Anna Hughes im Fachjournal "Frontiers in Zoology" berichtet.

Das Experiment

In ihrem Experiment ließen die Forscher 60 Probanden am Touchscreen Jagd auf bewegliche und unterschiedlich gemusterte Objekte machen: horizontal, vertikal und diagonal gestreifte ebenso wie einfärbige. In der ersten Runde machten die Probanden Jagd auf einzelne Objekte – dabei erwiesen sich horizontal gestreifte Objekte stets als die leichteste Beute.

Und wenn am Bildschirm mehrere Objekte herumschwirrten? Wo der "Motion dazzle" zum Tragen kommen sollte, machte die Orientierung der Streifen nun keinen Unterschied mehr. Ob horizontal, vertikal oder diagonal gestreift – alle Objekte wurden gleich schnell erwischt. Aber allesamt gingen sie den Jägern leichter ins Netz als die einfärbigen. (jdo, 16. 8. 2015)