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Bildungspolitik ist in Österreich seit Jahresbeginn "stark unterrepräsentiert", zeigt eine aktuelle Analyse der Agentur Media Affairs.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – "Schul- und Unipolitik auf dem Abstellgleis": Das ist die Zusammenfassung einer aktuellen Medienmarktanalyse durch die Agentur Media Affairs. Seit Jahresbeginn entfielen nicht einmal sieben Prozent der medialen Debatte auf die Themenfelder Schule und Universität, heißt es in dem neuen Report, der den Zeitraum 1. Jänner bis 31. Juli umfasst. Dafür wurden DER STANDARD, "Die Presse", "Kurier", "Krone", "Österreich" und die Gratiszeitung "Heute" analysiert.

"Stark unterrepräsentiert"

"Im Jahr 2015 war die Bildungspolitik am politischen Tapet bis jetzt stark unterrepräsentiert", schreibt Media-Affairs-Analystin Maria Pernegger in ihrem Report: "Sie gerät neben der dominierenden Asyldebatte, der Steuerreform und vor allem auch wegen der partei- und koalitionsinternen Rochaden arg ins Hintertreffen." 94 Prozent der politischen Inhalte, über die in den untersuchten Medien berichtet wurde, behandelten andere Bereiche. Die Analyse bezieht sich ausschließlich auf von Parteien und politischen Playern, also Ministerinnen und Ministern sowie Abgeordneten besetzte Bildungspolitik in Medien, erläutert Pernegger.

Wenn beispielsweise Universitäten, die Hochschülerschaft oder die Akademie der Wissenschaften bildungspolitische Themen in Medien setzen, dann wird dies in den Media-Affairs-Analysen extra ausgewertet. Die Artikel werden wortgenau erfasst und entsprechend der medialen Reichweite gewichtet, erklärt Pernegger, die den Analysebereich von Media Affairs leitet.

Politische Vorstöße fehlen

Im bildungspolitischen Feld erfährt Schulpolitik von den Parteien sowie Politikerinnen und Politikern "noch am ehesten Aufmerksamkeit" in der medialen Debatte. Sie macht sechs Prozent der Berichterstattung in den untersuchten Medien aus, wird allerdings auch dominiert von den "üblichen Verdächtigen" in der schulpolitischen Themenlandschaft, also dem Ringen um eine Schulreform oder das Lehrerdienstrecht.

Politik- und Medienanalystin Pernegger meint dazu: "Es fehlen die aktiv gesetzten, neuen Vorstöße und Maßnahmen in der Bildungspolitik, die dann auch breiter diskutiert werden."

"Mantel des Schweigens" über Unis

Ein absolutes Randdasein an der Grenze zur Inexistenz führt die Hochschulpolitik, die nicht einmal auf ein Prozent medialer Repräsentanz kommt. "Insbesondere rund um die Hochschulpolitik breitet sich von politischer Seite ein Mantel des Schweigens", sagt Pernegger. Hochschulpolitische Themen würden abseits von den regelmäßigen Debatten über Unizugang oder Finanzierung oder aber Spezialereignisse wie etwa ÖH-Wahl "kaum auf Resonanz stoßen". Im STANDARD-Gespräch sagt Maria Pernegger: "Das mag viele Gründe haben, beispielsweise die Zusammenlegung mit dem Wirtschaftsressort, ein turbulentes wirtschaftliches und politisches Umfeld gepaart mit viel Resignation, aber auch eine stark nachlassende ÖH."

Und welche Rolle spielen die politischen Parteien in der bildungspolitischen Themensetzung? Wer ist aktiv? Wer nicht? Auch das wird quartalsweise analysiert und es zeigt sich, dass die SPÖ mit fast 75 Prozent "den Großteil der bildungspolitischen Berichterstattung trägt", heißt es in der Analyse des zweiten Quartals 2015.

SPÖ medial präsent, aber auch negativ

Das ist zum einen nicht überraschend, da die SPÖ mit Gabriele Heinisch-Hosek die Bildungsministerin stellt. Für mediale Präsenz der SPÖ in der Bildungsdebatte sorgten in den Monaten April bis Juni aber auch der "Wenn ich 22 Stunden arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig"-Sager des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl zur Lehrerarbeitszeit – "mit mäßiger bis negativer Auswirkung auf die Partei", heißt es im Report.

ÖVP lässt nach

"Die ÖVP lässt in der Bildungspolitik nach", zeigt ein Vergleich des zweiten (18 Prozent) Quartals mit dem ersten Quartal. Konnten die Schwarzen zu Jahresbeginn mit dem Thema Integration im Schulzusammenhang Themen besetzen, "sind es im zweiten Quartal eher Randbemerkungen zur Neuen Mittelschule und zur Hochschulpolitik", was vor allem der ÖH-Wahl geschuldet war. Die gehört ressorttechnisch zum politischen Geschäft von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP).

Die Grünen haben im ersten Quartal noch fast zehn Prozent der medialen Bildungsdebatte geführt, im zweiten Quartal (vier Prozent) musste dieses Thema aber weitgehend den Themen Hypo und Sicherheit allgemein weichen.

Den Neos, im ersten Quartal noch "in vielen Medien Randnotiz", was bildungspolitische Themen anlangt, sei es zwischen April und Juni mit den Themen Schulautonomie oder auch ihrem "Buntbuch" "besser gelungen, medial durchzudringen", analysiert Media Affairs.

FPÖ kommt ohne Bildung über die Runden

Die FPÖ braucht die Bildungspolitik nicht wirklich auf ihrer Agenda. "Die FPÖ ignoriert die Bildungspolitik", schreibt Analystin Pernegger: "Sie kommt mit Asyl-, Ausländer- und EU-Politik derzeit gut über die Runden."

Und das Team Stronach? Wurde im zweiten Quartal nicht mehr ausgewiesen – mangels bildungspolitischer Präsenz. Allerdings lautete die Diagnose von Media Affairs über die bildungspolitische Performance des Teams Stronach schon im ersten Quartal: "Kämpft mit anderen Problemen." (Lisa Nimmervoll, 12.8.2015)