Bild nicht mehr verfügbar.

Rechtzeitige Unterstützung von überforderten Eltern soll die Gesundheit von Kindern auch im Erwachsenenleben beeinflussen.

Foto: dpa / Patrick Pleul

Wien – Drei bis fünf Prozent der österreichischen Familien stehen unter starkem psychosozialen Druck. Diese Angaben veröffentlichte die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Durch diese Belastung wird der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflusst. Mit dem Modell "Frühe Hilfen" werden seit zwei Jahren überforderte Eltern von Fachleuten begleitet. Derzeit allerdings nur in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten.

"Familienbelastungen, Armut bei Mehrkind-Familien und Alleinerzieherinnen, Fehlernährung oder Suchtentwicklung bei Kinder und Jugendlichen sind keine Themen, die nur Randgruppen betreffen, sondern ganze Bevölkerungsschichten", sagt Klaus Vavrik, Präsident der Österreichischen Kinderliga. Deshalb hätten einige Familien in Österreich in den ersten Lebensjahren eines Kindes Unterstützungsbedarf.

Familienbegleitung gegen Erkrankungen

Auffälligkeiten bei der Entwicklung, psychische und physische Krankheiten im späteren Leben oder Schwierigkeiten im sozialen Leben seien häufig auf derartige Situationen zurückzuführen. "Auch wenn diese Kinder als Erwachsene eine bessere Lebenslage haben, bleibt ihr Erkrankungsrisiko groß und ihre Überlebenszeit liegt sechs bis acht Jahre unter dem Durchschnitt", sagt Vavrik.

Das Modell "Frühe Hilfen" setzt daher schon bei der Schwangerschaft an, am Beginn der Familienbegleitung stehen dabei Ärzte, Krankenpfleger, Hebammen oder Sozialarbeiter. "Wenn diese merken, dass in der Familie Schwierigkeiten da sind, werden sie den Eltern anbieten, Kontakt zu den Familienbegleitern herzustellen", sagt Projektleiterin Alexandra Preis. Sofern die Eltern das Angebot annehmen, werden sie von Fachleuten besucht und erhalten dann bis zum dritten Lebensjahr des Kindes die individuell passende Hilfestellung.

Weniger Gewalt

Seit April 2013 wird das Präventivprogramm "Frühe Hilfen" in fünf Bundesländern als Modellprojekt durchgeführt. Bis Ende des Jahres wird das Modell mit 600.000 Euro aus den "Gemeinsamen Gesundheitszielen" des Rahmen-Pharmavertrages zwischen Sozialversicherung und Pharmawirtschaft finanziert. Laut Kinderliga wurden seit März 2014 rund 200 Familien betreut. "Wo 'Frühe Hilfen' gut funktionieren, können mehr als die Hälfte der Gewaltfälle reduziert werden. Sie können tatsächlich die Lebensgeschichte der Kinder verändern und bieten ihnen die Chance auf ein gesundes Aufwachsen", sagt Vavrik.

Aufstockung

Noch in diesem Jahr sollen die "Frühen Hilfen" laut Peter McDonald, Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, für Familien in ganz Österreich zugänglich sein. "Wir wollen helfen, vermeidbare Krankheiten von Kindern und Jugendlichen zu verhindern, ihnen unnötiges Leid ersparen und ihre Lebensqualität verbessern", sagte McDonald.

"Nach intensiven Vorarbeiten ist es 2015 gelungen, dass alle Länder bei der Umsetzung der 'Frühen Hilfen' an Bord sind", betonte auch Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) in einer Aussendung am Mittwoch. "Nun müssen wir diesen Weg zügig voranschreiten, denn je früher Familien mit Belastungen unterstützt werden, umso größer ist die Chance, dass ihre Kinder gesund aufwachsen", sagte Oberhauser. (APA, 12.8.2015)