Der Spaß beginnt oft während des Sex, aber die individuellen Macken, die sich danach zeigen, sind fast noch lustiger. Amy Schumer gibt in "Trainwreck / Dating Queen" eine Frau, die auf Monogamie keine großen Stücke hält. Am Ende gewinnt dennoch die Liebe.

Foto: Universal Pictures

Deutschsprachiger Trailer.

vipmagazin

Englischsprachiger Trailer.

Movieclips Trailers

Wien – Zwölf Männer in einem Raum versuchen zu einem einstimmigen Urteil zu gelangen. Der Sketch, der den Humor der gefeierte US-Entertainerin Amy Schumer trefflich charakterisiert, ist eine Paraphrase auf Sidney Lumets berühmten Gerichtssaalthriller Die zwölf Geschworenen. Es geht um Leben und Tod der Komikerin selbst. Denn die Herren in dem 15-Minuten-Schwarz-Weiß-Stück – darunter Paul Giamatti und Jeff Goldblum – müssen klären, ob Schumer nicht zu wenig "geil" für eine TV-Karriere ist. Würde man mit ihr schlafen? Als Beweisstück ist auch ihr Dildo zugelassen.

Pointen mit Vergewaltigung

Es ist typisch für Schumer, wie offensiv sie in diesem Sketch mit dem sexistischen Vorurteil gegenüber ihrer Person verfährt. Gegnern nimmt sie gerne den Wind aus den Segeln, in dem sie auch deren vermeintliche Angriffsziele zu Gags verarbeitet. In Ihrer Show Inside Amy Schumer hat sie die Darstellung all dessen, was Frauen an Komik über Frauen medial verbreiten, erweitert. Schumer ist erfrischend furchtlos. Sie hat bewiesen, dass sich sogar beim brisanten Thema Vergewaltigung (beziehungsweise deren Prävention) Pointen herausschlagen lassen – für ein Land, das zwischen politischer Korrektheit und dem bewussten Bruch derselben schwankt, ist sie die Frau der Stunde.

Mit Trainwreck – "Zugunglück", was gerne bildlich verwendet wird, auf "Deutsch" Dating Queen – gibt Schumer unter dem Produzenten und Regisseur Judd Apatow nun ihr Kinodebüt. Das ist auf dem Papier eine vielversprechende Kombination, denn Apatow hat schon mit Lena Dunham und Kristen Wiig gezeigt, dass er mit ungewöhnlichen Frauen erfinderisch sein kann. Mit seinen Komödien steht er für eine Form der Profanisierung von Hollywoodglamour: Statt idealisierte Zuckerwelten auszuschmücken, bieten seine Filme (Knocked Up, This is 40) Wiedererkennungswerte – in thematischer Hinsicht, aber auch was das Aussehen der Charaktere anbelangt.

Trainwreck hat Schumer Apatow als Script angeboten. Sie hat darin einige ihrer Steckenpferde untergebracht. Zunächst ist schön, was Frauen bei Schumer alles dürfen. Denn die Amy im Film ist keine, die viel anbrennen lässt. Die Devise ihres Vaters, von der wir vorab erfahren, lautet: "Monogamie ist nicht realistisch!" Nun, Amy hat sie verinnerlicht. Diese Ausrichtung ist in einer für Rollenklischees und ihren verklemmten Umgang mit Sexualität bekannten Filmindustrie schon etwas wert und vor allem komisch. Der Spaß beginnt oft während des Sex, aber die individuellen Macken, die sich danach zeigen, sind fast noch lustiger. Um an der Seite eines anderen Menschen zu übernachten, muss man bereit sein, etwas über seine Person preiszugeben.

Amys Verhalten wird in Trainwreck in eine Art Läuterungsgeschichte eingepasst. Sie arbeitet für ein Männermagazin namens S'Nuff, das sich vor allem über sensationelle Zugänge legitimiert. Die zynisch-verkorkste Chefin spielt übrigens eine kaum erkennbare Tilda Swinton. Sie ordert eine Geschichte über den Sportarzt Aaron (Bill Hader), wissend, dass Amy Sport verachtet. Natürlich wird das zur guten Voraussetzung für eine romantische Verwicklung, und es stiftet Gelegenheiten, in denen Amy ihre technischen Handicaps mit körperlichem Einsatz kompensieren kann. Schumers ansteckender Humor lässt einen dabei lange übersehen, dass es sich eigentlich um eine recht eindimensionale Geschichte handelt.

Bruchlose Romantic Comedy

Wie andere Apatow-Filme nämlich auch ist Trainwreck mit dem Genre nicht aufs Kriegsfuß, sondern wendet bloß andere Akzente darauf an. In diesem Fall wird die Logik der Romantic Comedy insgesamt sogar ziemlich bruchlos eingehalten. Selbst die unvermeidliche Verliebtensequenz kommt vor, mit dem einen Unterschied, dass sie im Voice-over als solche auch ironisch ausgewiesen wird und einen wirklich guten, bösen Woody-Allen-Witz enthält. Insgesamt hätte man von Schumer jedoch erwarten können, dass sie die Rollenbilder ein wenig hartnäckiger gegen den Strich bürstet, als es hier der Fall ist. Denn die Liebe macht wieder einmal alles gut. (Dominik Kamalzadeh, 12.8.2015)