Rund 50 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nehmen an den Sommerkursen der TU Wien teil.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Wie es dazu kommt, dass ein kleiner gelber Punkt, genannt Pacman, von bunten Geistern verfolgt wird, diskutieren zwei Buben mit einer Studentin. "Pacman stinkt, er hinterlässt eine übelriechende Spur, und die zieht die Geister an", sagt Kathrin Conrad von der Fachschaft Informatik an der Technischen Universität Wien. Am Computer wird Pacman die Eigenschaft zugeteilt und gleichzeitig den Geistern die Sehnsucht dazu.

Es sind kleine Spiele, die die Jugendlichen in den ersten Einheiten des Kurses programmieren. Es soll ihnen Spaß machen, damit sie wiederkommen. Spiele stehen bei den meisten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF), die an dem eigens für sie entwickelten Curriculum Welcome.TU.code teilnehmen, nicht an erster Stelle.

"Ich will lernen, wie man mit Word und Excel umgeht", sagt Hamsa. Der 16-jährige Afghane ist einer von rund 2260 Jugendlichen, die 2014 ohne Eltern oder andere Betreuungspersonen nach Österreich gekommen sind. Vor seiner Flucht hat er vor allem am Computer gespielt: Autorennen. In dem Kurs hofft er, Skills für einen Job am Computer zu bekommen. "Ohne den ist es schwierig, einen Beruf zu bekommen", sagt Hamsa.

Soziale Komponente

Zwei Wochen laufen die Kurse unter der Leitung von Johannes Werthner. "Wir wollen den Jugendlichen etwas zu tun geben", sagt der Informatikprofessor der TU Wien: "Die Kurse haben auch eine soziale Komponente." Weil viele der Teenager sich übers Internet kennenlernen würden und den Kontakt mit der Familie darüber pflegen würden, sei es wichtig, dass sie mit Computern umgehen können.

Über 50 UMFs nehmen an dem Projekt teil. Sie stammen großteils aus Afghanistan, Syrien, Somalia und anderen afrikanischen Ländern. Im Kurs lernen sie Basics der Informatik.

Die Computer- und Sprachkenntnisse der 14- bis 19-jährigen Teilnehmer liegen weit auseinander. Während etwa der 16-jährige Mohammed in Somalia noch nie einen Computer bedient hat, lernt Bachna "die Sprache des Computers". Der Georgier verbrachte früher "jeden Tag am Computer". Wegen der großen Wissensunterschiede sind mindestens zwei Betreuer dabei.

Die Vortragenden sind Studierende, sie unterrichten in mehr als zehn Sprachen. Vor Kursstart wurden die Studierenden von einer Psychologin geschult. "Das Wichtigste ist, dass man sich selbst nicht übernimmt", sagt Conrad. (Oona Kroisleitner, 10.8.2015)