Die breite Anhängerschaft, die sich um Putin schart, könnte ein wenig erschüttert werden. Bei der medizinischen Versorgung Russlands, die nun ausschließlich von landeseigenen Produkten garantiert werden soll, läuten schließlich auch bei der durchschnittlichen Bevölkerung die Alarmglocken – wenn auch noch leise.

Bei Gesichtsmasken und anderen vernachlässigbaren Utensilien besteht zwar keine große Bedrohung, bei Defibrillatoren, Brutkästen und anderen hochsensiblen Erzeugnissen sieht das Sicherheitsgefühl vieler anders aus.

Sicherlich wollen durchschnittliche Russen ihre Angehörigen ideologiefrei bestversorgt wissen und nicht in erster Linie parteipolitisch korrekt versorgt. Die Erfahrungen mit der Qualität der Brutkästen made in UdSSR sind manchen immer noch in blumiger Erinnerung.

Der Plan, den Import von Kondomen trotz rapid und bedrohlich steigender HIV-Raten (russische Experten sprechen bereits von einer Gefährdung der nationalen Sicherheit) zu beenden, wurde mit dem frommen Wunsch begründet, das Volk möge sich ab sofort vernünftiger paaren. Erhöhung der Einwohnerzahl sei ebenfalls keine unerwünschte Nebenwirkung.

Abgesehen davon, dass Trieb und Vernunft nicht immer gleiche Wege gehen, bleibt offen, ob man Neuinfizierte nur noch mit einheimischen Produkten behandeln lassen will. So gesehen könnte die erhoffte demografische Entwicklung durchaus den gegenteiligen Verlauf nehmen. (Julya Rabinowich, 10.8.2015)