Kirchstetten – In Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) wird es keine Kunstinstallation zur Erinnerung an das Schicksal von 80 Roma und Sinti geben, die von 1938 bis 1945 in Konzentrationslager deportiert und nicht wieder zurückgekommen sind. Bürgermeister Paul Horsak (ÖVP) habe das Ansinnen der Künstlerin Marika Schmiedt abgelehnt, teilten die Grünen am Sonntag in einer Aussendung mit.

70 Jahre lang habe die Gemeinde jeden Hinweis auf Roma und Sinti vermieden, genau so lang feiere sie dafür den NS-Dichterfürsten Josef Weinheber, nach dem Schulen, Museen, Brücken und zuletzt sogar ein Kindergarten benannt worden seien, kritisierte Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl. Mit ihrer vorübergehenden Kunstinstallation habe Marika Schmiedt "dieses Defizit verringern" wollen. Horsak habe sie "dieser Tage abblitzen" lassen, so der Mandatar.

"Vergangenheit soll ruhen"

Laut einem den Grünen vorliegenden Schreiben begründete der Bürgermeister seine Entscheidung unter anderem mit der Feststellung: "Man soll zwar nie vergessen und schon gar nicht völlig verdrängen, aber die heutigen Generationen sind sehr wohl der Ansicht, dass die Vergangenheit ruhen soll, da sie ja auch keinerlei Schuld an diesen unwürdigen Geschehnissen haben. Allgemeiner Tenor: Erinnerung ja, aber es muss auch einmal Schluss sein mit Aufarbeitung und Auseinandersetzung."

Zinggl richtete am Sonntag folgende Fragen an Horsak und an den Gemeinderat von Kirchstetten: "Wann denkt die Gemeinde daran, mit der Aufarbeitung und Auseinandersetzung dieses dunklen Kapitels zu beginnen?" Und: "Wann wird dafür Schluss sein mit dem Gedenken an Josef Weinheber?" (APA, 9.8.2015)