Österreichische Bundesliga. Hier sitzen Wechselspieler bequem auf Recaro-Sitzen. Der Unterschied zum Focus ST liegt im Endzweck. Wer die 250 PS des Turbo-Benziners aus Windsor-Leder-überzogenen Recaro-Sitzen bewegen darf, ist im Spiel. Die Wechselbank vertritt nur den Reservegedanken.

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Die neue Generation des Ford Focus Traveller spricht optisch die Sprache der Kraft und der Emotion. Im roten Lack, mit 19-Zoll-Rädern, wird selbst ein sich bieder gebender Kombi zum Sportler. Neue Applikationen unterstreichen dieses Konzept. Der flotte Dachkantenspoiler, Diffusor-Elemente am Heck, das brummig anmutende Doppelendrohr der Auspuffanlage, die neu gestaltete Motorhaube weiterhin im Aston-Martin-Look, darunter der Wabengrill, gehören dazu.

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Herr Wichtig wohnt unter der Motorhaube. Ford hat den 2 Liter großen, 250 PS starken EcoBoost-Turbo-Direkteinspritzer hinsichtlich Verbrauchs neu optimiert. Er ist ein echtes Benzinkraftwerk, dessen Drehmoment von 360 Nm ab 2000 Umdrehungen jedem Diesel Paroli bietet. Dieser ST ist ein Kombi als Sportwagen verkleidet, mit der Urkraft von GT-Modellen. Der Abstecher Richtung Rennstrecke bleibt ein heimlicher Wunsch.

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Passt so etwas zusammen, wo angeblich das ganze Glück der SUV-hypen Autowelt in der Nähe von Geländestücken wohnt? Ford nennt seinen Kombi Traveller, Reisender. Positiver Konservatismus ist also schon im Namen integriert. Unter der Heckklappe lassen sich problemlos 490 Liter Gepäck unterbringen. Wird der Kofferraum komplett flach gemacht, dann heißt die Obergrenze 1516 Liter. Da hört der Ladestreit um den Tretroller oder die Luftmatratze auf.

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Die Scheu vor überdimensionalen Verbrauchswerten der 250-PS-Maschine straft der Motor von selbst. Mit dem Tempomat, bei rund 3000 Umdrehungen, säuselnd über die Straßen des europäischen Polizei-Überwachungssystems zu cruisen beschert knapp 8,3 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer. Ein frecher Kick-down dagegen erweckt mit dumpfem Grollen die wahre Motorkraft. Dann zerren die losgelassenen Pferde an der Vorderachse. Da helfen die drei Betriebsmodi des ESP-Systems.

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Viel Kraft verlangt ein entsprechendes Fahrwerk. Der Gruß von der Rennstrecke will kein sanftes Gleiten, stramm und etwas laut wird es dann im Fahrzeug. Die Sechs-Gang-Schaltung passt in seiner Auslegung zum Konzept des sportlichen Fahrzeugs. Neu ist das aufgeräumte Focus-Cockpit mit 8-Zoll-Touchscreen, hilfreich sind die Zusatzanzeigen für Ladedruck, Öltemperatur und -druck.

Die Angaben des Navigationssystems sind verlässlich, gewöhnungsbedürftig ist aber der Speichervorgang.

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Die Start-Stopp-Automatik gehört zur Serie, die Kniefreiheit auf den Rücksitzen begünstigt Kinder und Junioren. Fast 1,5 Tonnen Leergewicht machen den Focus ST mit einem Wendekreis von 12,5 Meter nicht gerade zum flotten Seitenspringer. Da gibt es bessere Werte.

Wer aber daran denkt, Sportwagen, Familienfreund und gewerblichen Partner zu einem fairen Preis in einem Fahrzeug zu vereinen, der sollte am Ford Focus ST Traveller nicht vorbeigehen. (Peter Urbanek, 09.08.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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