Fleißig und nahezu omnipräsent: Mancherorts entfällt die tierische Biomasse im Boden zu 90 Prozent auf Regenwürmer.

Foto: Manuel Liebeke

Bremen – Die ökologische Leistung von Regenwürmern, nämlich Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial zurückzugewinnen und den Boden aufzulockern, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit auch einen besonderen Schutz, wie das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie berichtet. Denn in Laub und anderem abgestorbenen Material sind immer noch Giftstoffe enthalten, mit denen sich die Pflanzen gegen Fraßfeinde geschützt haben.

Drilodefensine

Pflanzen produzieren Polyphenole, die als Antioxidantien wirken und Pflanzen ihre Farbe geben. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser. Wissenschafter um Manuel Liebeke haben nun mit einem auf Massenspektrometrie beruhenden bildgebenden Verfahren (MALDI-MS) Moleküle – sogenannte Drilodefensine – im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe ausschalten und das Verdauen der Nahrung ermöglichen.

Die Drilodefensine arbeiten im Prinzip wie Seife: Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern, dass die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde. Und die Moleküle scheinen für den einzelnen Wurm sehr wertvoll zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden.

Gewaltige Gesamtmasse

“Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch“, sagt Liebeke. (red, 7. 8. 2015)