Er sollte es wissen: James M. Citrin ist CEO des globalen Executive Searchers Spencer Stuart und hat eine Menge Spitzenpositionen besetzt. Nun gibt er viele seiner Erkenntnisse im neuen Buch "The Career Playbook" preis.

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Aktuell findet er, dass es schwierig wie nie zuvor sei, einen "great job" zu finden. Dass die heutigen top-ausgebildeten Jungen nicht nur das, sondern auch Positionen wollen, in denen sie persönliches Wachstum finden können, ist Grundannahme für seine Tour durch die Karrierenwelt voller Tipps, Insights, über zwei Dekaden gesammelte Erfahrungen und sehr klare Anweisungen für Verhalten in Interviews und Verhandlungen inklusive Vorlagen für Anschreiben und Beispielen erfolgreicher Navigation durch Unbill.

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Unter anderem beschreibt Citrin auch vier Strategien, die "garantiert" zu Erfolg führen sollen:

#1: Sich auf den Erfolg anderer konzentrieren

Hier zitiert Citrin Richard Branson, Gründer von Virgin Airways und einer der erfolgreichsten Entrepreneure auf der ganzen Welt. "Es mag sich zwar vereinfacht und etwas simpel anhören, aber suchen Sie immer nach dem besten in anderen. Fühlen Sie mit und loben Sie die Menschen, mit denen Sie arbeiten." Komme man nämlich bei anderen gut an und gut mit ihnen aus, helfe das auch beim Erlangen der eigenen Ziele. Wenn Branson einen Mitarbeiter von Virgin als unfreundlich oder unanständig wahrnehme, tue er immer sein bestes, diese Person nicht länger im Unternehmen zu haben.

Ein Schlüsselsatz für Citrin: Erfolgreich wird man dadurch, Mitmenschen erfolgreich zu machen. Denn aus seiner langjährigen Erfahrung wisse er, dass Spitzenmanager oft nicht nur mit ihrem eigenen Erfolg beschäftigt sind. Im Gegenteil – sie würden einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen nachzudenken, wie man das Beste aus Mitarbeitern und damit aus dem Unternehmen herausholen kann.

Im Gegensatz zu den Top-Führungskräften könne man bei den Young Professionals beobachten, dass diese selbst-zentrierter sind – für den Autor kein guter Trend. Zu glauben man könne die Performance anderer nur von oben her beeinflussen und damit verbessern, sei falsch und keine Ausrede. Auch durch kleine Anreize, etwa in der Kommunikation, könne man die Grundlage für Verbesserung schaffen.

#2: Niemals aufgeben...

... und andere Lehren von Navy-Soldaten, heißt die zweite Erfolgsgarantie bei Citrin. Es würde zwar stimmen, dass Erfolg oft auch Schicksal sei. Dennoch könne man aber sagen, dass Beharrlichkeit und harte Arbeit auch belohnt werden.

Hier kommt kein Multimilliardär und Entrepreneur, sondern ein ehemaliger Offizier zu sprechen. Admiral Eric T. Olson arbeitet heute als Professor an der Columbia University – zuvor hatte er als US Special Operations Command alle Eliteeinheiten der US-Army unter seinem Kommando. In seiner Karriere habe im ein Credo geholfen: "Wenn man es durch das Marine-Training, oder durch irgendwas anderes im Leben, schaffen will, dann darf man nicht aufhören."

1.000 Rekruten würden jedes Jahr das sechsmonatige, harte Training beginnen. Abschließen können es aber Jahr für Jahr nur etwa 200 bis 250 – drei Viertel werfen das Handtuch. Olson interessierte sich sehr dafür, was die Spreu vom Weizen trennt und ist der Meinung, dass es Antrieb und Einstellung sind. Wer es nicht bis zum Ende durchgehalten habe, wäre nicht an zu geringem Talent gescheitert. Die Leute entschieden sich dafür, aufzuhören.

Schachspieler, das hätten Analysen der Erfolgsquoten der Marine-Trainings ergeben, hätten eine drei Mal höhere Chance das Programm erfolgreich zu absolvieren. "Das ist, weil sich diese Menschen nicht vorrangig mit der Gegenwart beschäftigen. Sie sind immer zwei oder drei Momente voraus. Sie denken langfristig."

Auch wenn man kein Marinesoldat werden will – die Botschaft bleibe die gleiche. "Man hat die Macht es durch stressige und fordernde Zeiten zu schaffen. Vorausgesetzt man beschließt, dass man es kann."

#3: Stärken zeigen

Die meisten der beschriebenen Strategien lassen sich nicht nur aufs Berufs-, sondern ganz allgemein auf alle Lebenslagen anwenden. So auch bei Nummer Drei:

Wir alle wissen intuitiv, in welchen Bereichen wir gut sind, wo unsere Talente liegen bzw. was wir gerne tun. Idealerweise findet man einen Job, in dem man diese Stärken zur Geltung bringen kann. Wer sich hier aber verunsichert fühlt und vielleicht nicht ganz so selbstbewusst ist, bekommt von Citrin einen Tipp: "Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier und führen Sie chronologisch Ihre größten Erfolge an: Vom Uni-Seminar bis zu Praktika oder Jobs. In einem nächsten Schritt notieren Sie neben dem Erreichten noch, was Ihnen besonders daran gefiel, welche Rolle Sie einnahmen. Denken Sie darüber nach, welche Eigenschaften dafür besonders wichtig waren."

Auf diese Weite bekomme man relativ schnell einen Überblick über eigene Stärken. Diese Selbstbeobachtung helfe ungemein dabei seine eigene Karriere, die berufliche Zukunft, zu planen. Auch wenn es um Bewerbungsgespräche und Jobsuche gehe sei ein Vorteil über die bisherigen Erfolge, und die Rolle die man selber dabei eingenommen hat, Bescheid zu wissen.

#4: Nie aufhören zu lernen

Auch hier ist Citril überzeugt, dass es sich um eine Erfolgsgarantie handelt. Im englischen Original spricht er davon, ein Learning-Animal zu sein. "Jemand der Neugierde an der Welt um ihn oder sie zeigt, den Mut hat Fragen zu stellen und hart daran arbeitet, Dinge tiefer zu verstehen.

Man solle nicht nur einleitende Fragen stellen, sondern sich auch mit den Antworten befassen, die man bekommt und anhand dessen schon die nächste Frage vorbereiten. "Versuchen Sie immer noch drei Stufen tiefer zu gehen", schreibt Citril.

Das sei zwar keine neue Idee, aber eine, deren Zeit nun wirklich reif ist, heißt es außerdem im Career Playbook. In den hunderten Executive-Suchen, die seine Organisation in den letzten Jahre durchführte, sei Lernbereitschaft nie genannt worden. Allein im vergangenen Jahr habe sich aber gezeigt, dass diese Eigenschaft zu einem wichtigen Faktor in der Mehrheit der CEO-Suchen geworden sei.

Um hier an sich selber zu arbeiten, muss man aber mehr als Fragen stellen (und diese wiederholen, schreibt Citril): "Zeigen Sie Interesse an Feedback, lernen Sie daraus und setzen Sie die Kritik auch um", ist einer seiner Ratschläge. Oder aber sich selbst und andere ermutigen immer kritisch zu sein und Dinge zu hinterfragen, auch wenn "no good news" zu erwarten seien. (lhag, 7.8.2015)