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Viele Weinbauern, etwa in der Wachau, haben investiert und schlagen mit Bewässerungsanlagen in den Weingärten der Dürre ein Schnippchen.

Foto: APA/Schlager

Wien – Die Hitze macht dem Weinbau zu schaffen, erläutert Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Glücklicherweise ist die Rebe ein Tiefwurzler, weshalb sie trotz Trockenheit noch immer genug Wasser findet.

Schmuckenschlager rechnet aufgrund des Wetters mit einer vorgezogenen Weinlese. "Wir gehen vom September aus", sagt er. In manchen Teilen Österreichs, etwa im burgenländischen Seewinkel, kann das schon in der zweiten Augusthälfte sein. Normalerweise ist die Weinlesezeit in Österreich im Oktober. "In exponierten Weingegenden kann es heuer aber schon ab Mitte August den ersten Most und den ersten Sturm geben", sagt Schmuckenschlager.

Damit die Weintrauben nicht unter der anhaltenden Hitze leiden und verdorren, müssen die Bauern umfangreiche Arbeiten im Weingarten tätigen. Besonders bei roten Weintrauben muss gleich nach der Blüte kräftig ausgeschnitten werden, sodass nur eine Traube pro Trieb übrigbleibt. Die reift dann schöner und belastet den gesamten Weinstock nicht so sehr. "Die ganze Kraft geht dann in diese eine Traube", erläutert Schmuckenschlager, der einen solchen Schnitt als eine "Lenkungsmaßnahme" bezeichnet.

Wasserkonkurrenz

Eine andere Lenkungsmaßnahme: Der Grünstreifen zwischen den Stockzeilen muss in so heißen Zeiten kurz gehalten oder eingeackert werden, sodass dort nicht viel Wasser verdunsten kann. Es soll, sagt der Klosterneuburger Weinbauer und ÖVP-Nationalratsabgeordnete Schmuckenschlager, möglichst zu keiner "Wasserkonkurrenz" im Weingarten kommen.

Angesichts der prognostizierten heißeren Sommer haben viele Bauern begonnen, sich gegen lange Trockenzeiten zu wappnen. Viele Weingärten wurden mit Bewässerungsanlagen ausgestattet. Beispielsweise in der Wachau oder auch im Süden Österreichs werden die Weinstöcke in den kühleren Morgenstunden mittlerweile sanft automatisch befeuchtet.

Aufgrund dieser Vorkehrungen rechnen die Weinbauern in diesem Jahr mit einem guten Leseertrag, der voraussichtlich jedenfalls über dem des Vorjahres liegen wird.

Nässe im Vorjahr

Denn 2014 war die Situation komplett anders. Wegen Kälte und anhaltender Nässe kam es zu Fäule auf den Reben; die Trauben mussten mühsam händisch ausgeputzt werden. Die Weinernte betrug nur knapp zwei Millionen Hektoliter – ein Minus von gut 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2013. Besonders rote Weinstöcke litten unter der misslichen Lage; die Weinbestände sanken leicht. Dank der umsichtigen Pflege fielen die Qualitäten jedoch gut aus. Auch die Exporterlöse waren zufriedenstellend und erreichten den relativ hohen Wert von drei Euro pro Liter.

Die bestehenden Wetterverhältnisse vorausgesetzt, dürfte heuer wieder eine höhere Ernte eingefahren werden können. Mit etwas Regen im August und einem trockenen Herbst müssten heuer 2,3 beziehungsweise 2,4 Millionen Hektoliter Wein geerntet werden können, erwarten Weinbauern. Das wäre dann der langjährige Schnitt. (Johanna Ruzicka, 4.8.2015)