Der Wirtschaftskammer zufolge würden sich eine Sonntagsöffnung auf der Mariahilfer Straße rechnen.

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Wien – Kurz nach Ostern wusste selbst der kampferprobte Richard Lugner nicht mehr weiter. Da war der Betreiber des Einkaufstempels Lugner-City zum zweiten Mal mit einer Beschwerde vor dem Verfassungsgerichtshof gegen das Öffnungsverbot am Sonntag abgeblitzt. "Ich gebe auf", sagte er damals resigniert. Ohne Lugners Zutun kommt nun doch wieder Dynamik in die Causa.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) ist dabei, einen neuen Vorschlag der Wirtschaftskammer (WK) zur gebietsweisen Sonntagsöffnung im Wiener Handel zu prüfen. Laut einem Bericht von Ö1 geht es um die Innere Stadt, die innere Mariahilfer Straße und auch um den Touristenmagneten Schönbrunn. Dort würden sich offene Geschäfte am Sonntag rechnen, besagt eine von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Untersuchung.

Ausnahmen am Bahnhof

Was in Tourismusregionen landauf, landab seit Jahren gang und gäbe ist, war in Wien bisher nicht möglich: Geschäfte auch am siebenten Tag der Woche aufzusperren. Ausnahmen gibt es nur für Geschäfte am Bahnhof.

Lange Zeit waren sich Wirtschaftskammer und Gewerkschaft einig, dass eine Sonntagsöffnung in Wien nicht notwendig ist. Einzelne Handelstreibende, die trotz des Verbots offen hielten, wurden angezeigt, mit hohen Geldstrafen belegt und so zum Einlenken gezwungen. In einer Gewerkschaftsbefragung hat sich die Mehrzahl der Angestellten erst im heurigen Frühjahr wieder gegen Arbeiten am Sonntag ausgesprochen. Dem steht gegenüber, dass zwei Drittel der Touristen laut einer Befragung der Wirtschaftskammer auch sonntags einkaufen wollen.

Phase der Annäherung

WK-Handelsspartenobmann Rainer Trefelik sprach auf Ö1 von einer nun gegebenen "sensiblen Phase der Annäherung" zwischen Wirtschaftskammer und Gewerkschaft. Manfred Wolf von der GPA-djp verwies im Radio auf eine ernsthafte und besonders genaue Prüfung des neuen Vorschlags. Wenn es zu einer Lösung kommen sollte, dann müsse diese "nachhaltig und dauerhaft" ausfallen – "Husch-Pfusch ist das Letzte, was wir brauchen", sagte Wolf.

Schweizer Vorstoß

In der Schweiz hat über lange Zeit ebenfalls ein Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Sonntagsöffnung getobt. Seit vergangenem Wochenende ist das zumindest im Tessiner Luxus-Einkaufszentrum Foxtown vorbei. Seit 1. August dürfen dort Angestellte auch sonntags arbeiten. Das Outlet-Center Mendrisio steht damit schweizweit bisher allein da. Möglich machte dies eine Entscheidung des Schweizer Bundesrats vom Februar dieses Jahres. Einkaufszentren in Tourismusgebieten dürfen seit der Neuregelung nun während des ganzen Jahres an Sonntagen Personal beschäftigen. (stro, APA)